Mit dem neuesten Roman von S. A. Cosby hat der Ars Vivendi Verlag einen
unfassbar tollen und aufwühlenden Roman in den Buchmarkt und an die Leser
gebracht. Der Roman mit dem Originaltitel »All the sinners bleed« erschien im
Frühsommer diesen Jahres und wurde von Barak Obama in seiner Sommer-Leseliste
empfohlen. Zu recht!
S.A. Cosby ist für seine aufwühlenden Themen bekannt, die sich naturgemäß um
Rassendiskriminierung und das Zerbrechen der Gesellschaft drehen. Selbst
Schwarzer hat er mit dem Schreiben eine Möglichkeit gefunden, über Themen, die
ihn bewegen, zu sprechen. Die Themen werden von ihm am Liebsten in Romane mit
einem kriminellen Touch gepackt.
Titus Crown war viele Jahre beim FBI tätig. Nach dem Tod seiner Mutter zieht es
ihn in seine Heimatstadt Charon, einer kleinen Stadt im Süden, zurück. Dort
kandidiert er als Sheriff, gewinnt diese Wahl und ist nun seit einem Jahr der
Chef der hiesigen Polizei und hatte einige Männer und Frauen unter sich zu
leiten. Dass er Sheriff wurde, war gar nicht so einfach abzusehen. In einer
Region, wo es noch so viel Hass auf Menschen gibt, die "eigentlich doch nur
Sklaven sind".
Sheriff Titus Crown versucht, Gerechtigkeit für die Landsleute mit dunkler
Hautfarbe durchzusetzen, die es doch allzu sehr gewohnt sind, von den weißen
Polizisten für fast alles verantwortlich gemacht zu werden. Ob sie einen
Kaugummi auf der Straße ausgespuckt haben, oder ob es einen Einbruch in einem
Laden gab, es sind immer die Farbigen, die dafür an den Pranger gestellt
werden. Ihre Autos werden vorrangig kontrolliert, mit und ohne Grund. Titus will
das ändern und hofft, dass er dies als schwarzer Sheriff kann.
Es geht ein Anruf im Sheriffbüro ein. An der Schule bedroht ein ehemaliger
Schüler die Lehrer und Schüler. Der Amokläufer ist ein junger Farbiger, der
bis vor zwei oder drei Jahren selbst noch hier zur Schule ging. Alle kennen ihn,
so wie sich eh alle Bürger in einer Kleinstadt kennen. Der Amokläufer wird von
den Männern des Sheriffs erschossen, als er mit einem Gewehr auf sie und die
Schüler zustürmte. Ihrer Ansicht nach blieb ihnen gar nichts anderes übrig.
Sheriff Titus Crown suspendiert die beiden Schützen trotzdem, weil er erst eine
ordentliche Untersuchung abwarten will. Doch sofort wird klar, dass der
Amokläufer einen Lehrer getötet hat, der noch an seinem Schreibtisch sitzt. Es
war der Lieblingslehrer nahezu aller Schüler in den vergangenen dreißig
Jahren.
Bei den Ermittlungen zu dem Amokläufer stoßen die Deputys auf ein Massengrab
mit den Leichen jugendlicher Farbiger. Im beschaulichen Charon County in
Virginia bricht für viele Bürger eine Welt zusammen. Die zusätzlich vom
damaligen Präsidenten angefachten Ressentiments zwischen Weißen und Farbigen
flammen stärker auf denn je.
Abgesehen von der wunderbaren Erzählweise, in der S.A. Cosby den Lesern die
Region, die Menschen, die Schwierigkeiten des Lebens näherbringt, ist der Autor
ein Meister der subtilen Spannung. Für die Leser wird die Spannung nicht im
ersten Moment offensichtlich, bis sie merken, ihnen fehlen noch Antworten zu dem
einen oder anderen Satz. Immer wieder setzt S.A. Cosby Punkte, die zunächst
nicht zu Ende geführt werden, die aber im Kopf der Leser verbleiben und nach
einer Lösung bohren. Das sind solche winzigen Punkte, wie der wirkliche Grund
des Ausscheidens aus dem FBI, oder die vielen Jahre ohne Kontakt zu seiner
ehemaligen Freundin, das Verhältnis zu seiner aktuellen Lebensgefährtin, oder
auch das zu seinem Vater und seinem Bruder.
Es sind so viele Stellen in der Geschichte, auf die man nicht sofort eine
Antwort erhält. Aber ich verspreche euch, die Antworten wird es geben. Am Ende
des Romans bleibt nichts offen und so behält man ihn in Erinnerung. Wunderbar
finde ich zwei Kapitel in »Der letzte Wolf« zwischendurch, die mit
"Charon County" überschrieben sind. Hier gibt es die Mentalität der
Menschen in einer Kleinstadt pur. Außerdem fasst der Autor in diesen beiden
Kapiteln nochmal zusammen, was bis dahin den Lesern alles bekannt sein sollte.
Gut gemacht! Ein Roman voller Gewalt und voller Dämonen in den Köpfen der
Menschen, voller religiösen und anderem Wahn, der einen einfach nicht
loslässt.
Fazit
Es ist eine faszinierende und spannende Geschichte, die es wert ist, gelesen und
gekauft zu werden. Ich finde es mehr als toll, dass S.A. Cosby bei Ars Vivendi
eine deutsche Heimat gefunden hat, nachdem ich ihn bereits mit den
Originalfassungen seiner Romane für mich als herausragenden Schriftsteller
entdeckt hatte. Dafür vielen Dank dem Verlag und auch dem Übersetzer Jürgen
Bürger für seine wunderbare und passende Übertragung in die deutsche Sprache.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 26. November 2023 2023-11-26 11:34:05