Alte Verbrechen und neue Orientierung
Hauptkommissar Groth hat danebengelegen. Was ihm an seiner alten Stelle in
Hamburg die Stelle gekostet hat. Elegant gelöst wurde das sicherlich aus der
Perspektive der Oberen. Still und schweigend wurde Groth versetzt. An den Ort,
an dem sein Leben begann. Kindheit, Schulzeiten, seltsam vertraut und doch
anders, den dazwischen liegen die Mauerjahre, die Wende und, zu Zeiten, in denen
der Roman angesiedelt ist, beginnt gerade erst die "Angleichung" der
beiden vorher getrennten Polizeiwelten und dass Finden von gemeinsamen
Nennern.
Neben dem Unterricht, den Groth hält und dem Alltag, in dem es ihm kaum
gelingt, seine neue Wohnung herzurichten, geschieht ein Todesfall. Allem
Anschein nach ein Unfall. Spuren sichern, eine in sich logische These entwickeln
und damit den Fall abschließen. Doch der Tote war kurze Zeit zuvor bei Groth
persönlich gewesen. Und fühlte sich bedroht.
Das, und die Verwicklung des Siegfried Eck in einen lange Jahre zurückliegenden
Mord lassen bei Groth die Instinkte nicht zur Ruhe kommen. Wie gewohnt ermittelt
er. Und stößt allzu bald auf Grenzen innerhalb seiner Ermittlergruppe und
seiner Vorgesetzten. Als dann noch klar wird, dass die Ermittlungsakte des alten
Falles verschwunden ist. Oder nie archiviert wurde, da wird Groth klar, dass
weitaus mehr hinter all dem stecken könnte als ein Sexualdelikt vergangener
Zeiten und ein Unfall mit Ertrinken in der Gegenwart.
Nicht nur, dass Susanne Tägder einen Tatsachenfall für ihren neuen Roman
zugrunde legt, auch im Stil, Tempo und der lange Zeit unübersichtlichen
Ermittlungen gelingt es ihr, die Atmosphäre der Wendejahre, die fast
allmächtige Welt der Polizei und der Stasi zu DDR Zeiten auf den Punkt zu
erzählen, wie sie manchen Figuren (Regine u.a.) eine gewisse Trostlosigkeit und
aus dieser heraus eine unterschwellig trotzige Härte zu geben vermag.
Seite für Seite werden Leser und Leserinnen mehr in eine verschweigende, nach
eigenem Gutdünken arbeitende Welt der ehemaligen DDR Polizei und ihrer
ausführenden Personen mit hineingezogen, während zugleich in der Gegenwart
weiterhin Spurensuchen behindert, verhindert, abgebrochen werden sollen und
Groth mit seinem neuen Kollegen, der ebenfalls aus persönlichen Motiven in
diesem Fall getrieben ist, eher privat ermittelnd sich mehr und mehr vorsehen
müssen, bei wem sie in Gefahr stehen, zu deutlich auf die Füße zu treten.
Fazit
Das ganze wird eher ruhig erzählt, nimmt an den passenden Stellen dann an Tempo
und Spannung auf, um dann wieder den neuen Spuren und Erkenntnissen einen
ruhigen Raum zur Entfaltung zu geben.
Wobei die Ermittlerarbeit so konzentriert und in sich logisch vonstattengeht,
dass es zum Finale zwar Spannung, aber keine völlig überraschende Wendung
mehr geben wird. Was im Übrigen dem Roman bestens zu Gesichte steht und so ein
Fall am Ende vor Augen steht, der rundum interessant zu lesen und fesselnd im
Fortgang ist.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 29. April 2024 2024-04-29 15:43:44