Dümpelt vor sich hin
Er ist wieder da. Mitch McDeere. Natürlich war er in der Welt des neuen Romans
von John Grisham nie weg, sondern hat eine beachtliche Karriere in einer großen
Sozietät hinter sich gebracht, in den 15 Jahren seit den Ereignissen aus
"Die Firma", denen Mitch mit seiner Frau Abby nur um Haaresbreite
lebend entkommen ist.
Wobei, das sei vorweg gesagt, dieser neue Thriller mit den Inhalten der
damaligen Zeit nichts zu tun hat und auch keine Querverbindungen (außer einer)
entstehen werden. Was verständlich ist, aber auch in gewisser Weise ein Problem
der Geschichte darstellt. Was Grisham selbst mit anheizt, indem er eine Szene
"aus den alten Tagen" doch in der Gegenwart fortführt, dieser aber
völlig unverbunden im Raum der Seiten verbleiben lässt. In der "neuen
Welt" geht es hinaus in die "weite Welt", nach Libyen zu Zeiten
Gaddaffis, Aufgrund eines Rechtsstreites um viel Geld für eine Brücke, die als
Mahnmal unsinniger Pläne irgendwo in der Wüste herumsteht.
Und während Mitch einem alten Partner und einem guten Geschäftskunden einen
Gefallen tun will und dazu auch die Begleitung der Tochter des Kunden billigend
in Kauf nimmt, ergeben die Ereignisse vor Ort recht schnell eine
unübersichtliche und äußerst brutale Gemengelage. Die Tochter des Kunden wird
mit ihren Begleitern entführt. Und scheint auch einige Zeit danach noch am
Leben zu sein. Was ihre Begleiter nicht von sich sagen könnten.
Diesen Teil des Thrillers entfaltet Grisham durchaus mit Tempo und Spannung,
während im Folgenden eine eher vor sich hin dümpelnde Ereigniskette
vonstattengeht, in der Mitch mit seiner Frau Abby viel Zeit für private Dinge
aufwenden, unterbrochen von periodisch auftretenden
"Wasserstandsmeldungen" des Entführungsopfers und einiger Einblicke
in die Zustände des sich auflösenden Landes Libyen samt seiner immer stärker
unter Druck geratenden Gallionsfigur Gaddafi.
Was, bis am Ende das Tempo noch einmal anzieht und ein einigermaßen
versöhnliches Finale eingeläutet wird, doch zäh vor sich hin dümpelt und
durchweg an der Oberfläche der Protagonisten und der Ereignisse nurmehr
verbleibt.
Fazit
Alles in allem ein Roman, der zwar mit bekannten und zugkräftigen Namen der
Protagonisten aufwartet, mit dem hochspannenden "Die Firma" aber
weitgehend nichts zu tun hat. Nicht nur, was den Inhalt betrifft.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 19. April 2024 2024-04-19 12:37:14