In diesem Beitrag möchte ich wärmstens den hinreißenden Roman »Der falsche
Vermeer« von Patrick van Odijk empfehlen. Es ist ein ganz feinsinniger
Kriminalroman, der die Sinne um ein Lebensgefühl vergangener Zeiten kitzelt und
mit vielen Spannungsmomenten aufwartet.
Zunächst jedoch ein paar Worte, worum es in diesem Kriminalroman geht.
Basierend auf einer wahren Begebenheit wird einer der größten Kunstskandale
der Nachkriegszeit in ein fiktiven Roman umgewandelt. Die Handlung spielt 1945
nach der Befreiung der Niederlande von den Nazis.
Protagonistin und quasi Ermittlerin ist eine junge Reporterin Margriet (Meg) van
Hetteram, deren Geschichte in Rückblenden erzählt wird. Sie hatte bereits im
Widerstand als Reporterin gearbeitet und macht es auch in der aktuellen
Situation. Sie ist sich nicht zu schade, undercover zu arbeiten und hat damit
bereits in der Vergangenheit viel Mut bewiesen.
Ihre Wege kreuzen sich bereits mit dem Maler Jan van Aelst, dem jetzt
vorgeworfen wird, niederländische Kunst an Nazis verkauft zu haben. Hierauf ist
Meg bei ihren Recherchen gestoßen. Ihre Vergangenheit mit Jan van Aelst lässt
sie an diesem Thema dranbleiben und sie wird die Top-Journalistin, die die
Machenschaften in der Kunstszene aufdeckt.
Der Roman ist sinnvollerweise in zwei Teile untergliedert. Im ersten Teil wird
ein Strang gelöst. Als Leser könntet ihr euch damit zufrieden geben. Bis dahin
ist alles plausibel und löst sich hervorragend auf. Doch im zweiten Teil dann
scheint alles wieder von vorne zu beginnen. Es kommen neue Informationen an die
Öffentlichkeit, die alles bis dahin festzustehen scheinende auf den Kopf
stellen.
Patrick van Odijk hat hier die Stränge nicht ineinander verwoben, sondern sie
eher aneinandergereiht. Man schreitet also trotz einiger Rückblenden
chronologisch voran in der Geschichte.
Großes Thema ist die Kollaboration der Niederländer mit den deutschen Nazis
und auch das Wirken der niederländischen Nazis. Hierdurch habe ich ein kleines
Update in Sachen Allgemeinwissen erhalten. Zwar war mir die Kollaboration hier
wie auch in Frankreich und anderen Ländern bekannt, aber durch diesen Roman
wurde dies mit Beispielen und konkreten Handlungen untermauert, was mir gut
gefallen hat.
Nicht zu kurz kommt eine spielerisch anmutende Dreiecksbeziehung zwischen der
Reporterin, dem Polizisten und Juden Rosendahl und dem kanadischen Soldaten
Sergeant Bill O’Connor.
An vielen Stellen ist das Lebensgefühl der gerade befreiten Niederländer zu
erkennen. Lust auf tanzen, viel rauchen und trinken spielen dabei ebenso eine
Rolle wie die naive Hartnäckigkeit und keine Scheu vor Autoritäten, zumindest
auf der Seite der jungen Journalistin.
Neben den Ausblicken in die Welt der Malerei und der Kunstfälscherei spielen
die Figuren, das heißt die Menschen in dieser Geschichte, einen feinsinnigen
Anker für die Leser.
Fazit
Dieser Roman ist ein besonderer Kriminalroman. Das liegt einerseits an dem Thema
Kollaboration als auch am Thema Kunstszene. Andererseits natürlich an dem
außergewöhnlichen Plot, wie alle Fäden zusammengehalten werden. Es ist ein
Kriminalroman, dem eine höchste Empfehlung gebührt.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 14. April 2024 2024-04-14 16:12:22