Auch diesen zweiten Kriminalroman von Kevin Major würde ich eher als Roman denn
als Krimi bezeichnen. Obwohl es nicht an kriminellen Momenten mangelt und darin
ermittelt wird, passt er nicht ganz in das traditionelle Krimigenre. Definitiv
bringt er den Lesern sein Neufundland nahe mit vielen Beschreibungen und
Anmerkungen über die Landschaft, die Historie und die Menschen, die dort leben.
In den Tablelands von Neufundland gibt es viele Sehenswürdigkeiten:
wunderschöne Natur, beeindruckende Felsformationen und – eine Leiche.
Sebastian Synard, der nach seinem ersten ungewollten Mordfall eine offizielle
Lizenz als Privatdetektiv erhalten hat, stolpert wortwörtlich zusammen mit
seinem Sohn bei einer Wanderung über seinen nächsten Fall.
Es wird schnell klar, dass der tote Student ein Mordopfer ist. Allerdings ist
Sebastian nicht der Einzige, der an der Aufklärung des Verbrechens interessiert
ist: Die Tante des Opfers kommt mit einer vielversprechenden Spur aus Mexiko
angereist. Sie ist überzeugt, dass der Stiefvater der Täter sein muss.
Sebastian wird so motiviert, den Fall aufzuklären, dass er sofort einen Flug
nach Mexiko bucht.
Die Erzählweise von Kevin Major in diesem Roman verhindert, dass es zu einem
Krimi wird. Sie ist unterhaltsam und nie eintönig. Die Ermittlungen spielen
eher eine Nebenrolle. Dafür rücken sein Sohn und die Region in den
Vordergrund. Kevin Major lässt seinen Erzähler in einem lockeren Plauderton
sprechen. Sebastian berichtet von seinem eigenen Leben, seinem Verhältnis zum
neuen Freund seiner Ex-Partnerin, seiner Beziehung zu seinem Sohn und den
geologischen Besonderheiten der neufundländischen Region. Letzteres hat
natürlich mit dem Mordopfer zu tun, der hier Geologie studierte.
Obwohl Sebastian seinen Sohn als Kumpel anspricht, fühlt man sich als Leser
auch wie Sebastians Kumpel. Die Eigenschaft des Protagonisten scheint darin zu
bestehen, Kumpel zu sein, aber aus der Abneigung gegen den neuen Partner seiner
Ex kann, der Detective ist, ist noch keine feste Freundschaft geworden, aber
immerhin eine gute Akzeptanz.
Der Mordfall des Geologiestudenten im Wald wird mit großer Kraftanstrengung
gelöst, denn obwohl der Protagonist nun eine Ausbildung zum zertifizierten
Privatdetektiv hinter sich hat, will man ihm oftmals nicht die Rechte eines
Polizisten zugestehen. Außerdem gerät er mehrmals in höchste Gefahr, wenn er
den Verbrechern ziemlich nahe kommt. Sogar Sebastian ist als Helfer der Polizei
nicht vor weiteren Mordversuchen sicher.
Fazit
Die Leser dieses Romans »Two for the Tablelands« werden auf sympathische
Figuren treffen, sogar die Verbrecher sind so getarnt. Man sollte auf
Überraschungen vorbereitet sein, denn was zu Beginn leicht erscheint, entpuppt
sich am Ende als völlig anders. Mir hat dieser neufundländische Roman sehr
gefallen und ich konnte eine kleine Rückkehr zu einer Region erleben, die ich
vor fast einem halben Jahrhundert besucht hatte.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 14. März 2024 2024-03-14 08:22:13