In wunderbarer Sprache, aber sehr speziell im Thema
Da kann man sich anschließen, im Gros, sicherlich, in die Einführung von Garde
in dieses Buch.
"Ich glaubte nichts über sie zu wissen, aber ich sorgte mich
nicht".
Ist man nicht gerade Walfänger oder gehört nicht einer jener Kulturen an, die
oft direkten Kontakt, auch "Nutz-Kontakt" zu Walen haben, finden diese
Riesen der Meere im Alltag schlichtweg nicht statt. Dann aber sind Wale, eher
durch Zufall, in den Blick des Autors gefallen und haben ihn nicht mehr
losgelassen. Im denken, vor allem aber im poetischen Sinne. Denn poetisch sind
seine Gedanken, Geschichten, Assoziationen und Hinführungen im Stil zu
bezeichnen, die Garde mit diesem neuen Werk nun vorlegt.
"Der Wal löst eine spontane Empathie aus, das Bild von etwas Undeutlichem,
aber Sanftem, Friedlichen, Umhüllenden......das Gegenteil von einer Bedrohung,
eine gewaltige und beruhigende Anwesenheit". In der Regel harmlos, nicht
gefährlich, auch wenn die berühmte Geschichte von Kapitän Ahab eine andere
Richtung einschlägt (aber Melvilles "Moby Dick" verweist im Kern ja
auf die Gefangenheit des Menschen in seiner Leidenschaft, weniger auf eine
Beschreibung des Wesens der Wale an sich).
Gründlich, wie Garde ist, mit bildreicher Sprache und sich immer nach den
eigenen, inneren Anklängen hin ausrichten, geht er dem Thema umfangreich nach.
Beschreibt "das Tier" in metaphorischen Bedeutungen, die Zähne, die
Rekorde, die "Reisewege" der Wale, wirft einen tiefen Blick auf
"Jona im Wal", erzählt von "Strandungen", vom Aas der Wale,
wieder von Jona und Jesus, bevor er die "menschliche Seite" einführt.
Die Jags, Moby Dick, Harpunen, aber auch von internationalen Konferenzen zum
Walfang weiß Garde zu berichten, wie in einem assoziativen Tagebuch ziehen
Gedankengänge mal sehr kurz (als knappe Seite im Buch), mal ausführlicher an
Gardes innerem Auge und damit am Leser vorbei.
Sind dies weitgehend noch "reale" Betrachtungen und
Stichwortassoziationen, schließt das Werk mit einem dritten Hauptteil, den
Garde "Der Himmel" nennt. Wie sich bei ihm mit Blick auf den Mont
Blanc die literarische Erinnerung an eine Novelle mit den "Walen aus seiner
Erinnerung" verweben als Sinnbild des suchenden und manches Mal dahin
irrenden Wesens. Oder der Blick richtet sich hinaus in die Galaxie, das
Universum, die Sternbilder.
"Über uns schwimmt ständig ein gewaltiger, unermesslich großer, nicht
deutlich, aber erkennbarer, treuer, ewiger Wal". Als viertgrößtes
Sternbild der nördlichen Hemisphäre. Das nun aber Garde hier und da des Nachts
die Sorge spürt, "ein Wal könnte mir auf den Kopf fallen", das sind
nun dann doch sehr spezielle, poetisch formuliert Gedanken, die nicht unbedingt
jeder Leser dann teilen wird oder müsste. Auch ist der literarisch
zugrundeliegende Jona nicht unbedingt in einer Korrektur hin zum
"glücklichen Jona" notwendig, das Alte Testament in seinen ureigenen
Archetypen hätte Garde auch so stehen lassen können, wie es eben da steht. Am
Ende verbleibt beim Leser ein stückweit die Frage nach dem Sinn von alldem, auf
diese losen Gedankengänge, diese manchmal eher unangebracht pathetisch wirkende
Erhöhung im Kern doch einfacher, natürlicher Vorgänge.
Fazit
Aber nahe kommen einem die Wale schon, in den vielen Gedanken, die Garde aus
allen Richtungen zu Papier bringt und angenehm zu lesen im Stil, leger und doch
literarisch mit Tiefe, das ist dieses Werk durchaus. Wenn auch ohne erkennbaren
tieferen Sinn und ohne auf der Hand liegende Folgen für Garde oder den Leser.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 30. März 2016 2016-03-30 11:24:08