»Der Sturm« von Karen Sander ist nun schon die zweite Romanserie nach »Der
Strand«. Als Serie von Romanen sind die drei Romane zwar unabhängig lesbar,
weil sie abgeschlossene Fälle enthalten. Aber wegen des Seriencharakters gibt
es immer einen Strang, der sich von Band 1 bis Band 3 durchzieht. Bei »Der
Sturm: vergraben« geht es erneut an die Ostsee auf Fischland/Darß zur
Kriminalinspektion im fiktiven Sellnitz. Bei einem Sturm, der die Küste
heimsucht, werden wegen des Abbruchs eines Stücks von den Klippen die Knochen
zweier Menschen gefunden. Einheimische und ältere Kollegen erinnern sich daran,
dass es vor der Wende 1989 ein Serientäter gab, der immer Pärchen tötete. Er
wurde nie geschnappt und als Darß-Ripper bezeichnet.
Jedoch nicht alles, was in diesem Thriller als Verbrechen passiert, wurde von
diesem Ripper getan. Es gibt viele kleine und große Vorkommnisse, die die Leser
bei der Stange halten. Karen Sander hat sich da viele Kleinigkeiten einfallen
lassen, die neben den Ermittlungen im Hauptfall für Spannung sorgen. Was das
Figurenensemble angeht, so ist es breit gefächert. Da der Thriller in den alten
Bundesländern spielt, haben viele Figuren einen entsprechenden DDR-Hintergrund.
Der wird nicht besonders herausgekehrt, spielt aber für die eine oder andere
Motivation eine Rolle. Außerdem werden die Figuren damit natürlich
authentisch. Nichts kann langweiliger sein als in den alten Bundesländern auf
Menschen ohne DDR- Vergangenheit zu treffen.
Das Stammpersonal ist selbstverständlich identisch mit dem aus dem
vorhergehenden Serie. Im Mittelpunkt stehen Tom Engelhardt, der Leiter der Kripo
in Sellnitz sowie die Kryptologin Mascha Krieger vom LKA in Schwerin. Freunde,
Verwandte, Bekannte und Kollegen von ihnen sind den Lesern der ersten Serie
ebenfalls vertraut. Und so gibt es auch hier so manchen Konflikt zu bewältigen,
der den Roman besonders spannend macht. Z. B. die rotznäsige Göre, die gerade
von der Polizeischule gekommen war, Maschas Bruder, der neidisch auf den Leiter
der Kripo ist oder der Adoptivvater von der Kryptologin, der selbst bei der
Kripo in der DDR tätig war und bei den Ermittlungen um den Darß-Ripper dabei
war.
Diese gesamte Gemengelage macht »Der Sturm: vergraben« interessant,
unterhaltsam und angenehm spannend, so dass man ihn kaum aus der Hand legen
möchte und er in nullkommanichts durchgelesen ist. Das Lokalkolorit spielt
natürlich auch eine große Rolle. Die bildhaften Beschreibungen laden dazu ein,
sich die Winde an der Ostseeküste im Herbst oder im Winter einmal um die Nase
wehen zu lassen. Die Dialoge, die Karen Sander geschaffen hat, wirken real wie
aus dem Leben gegriffen und sind jeweils dem Alter der Figuren angepasst. Man
bekommt ein Gefühl dafür, sich selbst mit diesen Menschen zu unterhalten.
»Der Sturm: vergraben« ist ein Thriller, den ich den Thrillerfreunden sehr
gerne empfehle.
Fazit
In Karen Sanders zweiter spannender Romanserie auf Fischland an der Ostsee
können Leser nicht nur in eine fesselnde Geschichte eintauchen, sondern auch
interessante Menschen kennenlernen. Mit vielen Spannungsbögen und einem
ununterbrochenen Lesevergnügen ist diese Serie ein absolutes Muss für alle
Thrillerfans. Tauche ein in die Welt von Fischland und lass dich von Karen
Sanders meisterhaftem Schreibstil fesseln.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 12. Januar 2024 2024-01-12 10:51:45