Glänzend historisches Wissen, Psychologie der Personen und Spannung verwoben
Dieser zweite Band der Reihe um den, inzwischen bei der Gestapo im Dienst
stehenden, Kriminalkommissar Karl Raben steht dem, ebenfalls dicht und bestens
erzählten ersten Band, in nichts nach. Von Ditfurth als "gelernter"
Historiker gelingt es auf den Punkt, einen Fall um Serienmorde mit historischen
Fachwissen und der Schilderung des immensen Drucks auf die "Guten" im
Reich und die kalte Professionalität und "Machtkompetenz" der
"anderen Seite" in einer durchgehend dichten und packenden Atmosphäre
und psychologischen Tiefe der Personen zu einem umfassendem Ganzen zu gestalten,
das man als Leser und Leserin kaum aus der Hand zu legen vermag.
Das dabei noch der rote Faden aus dem ersten Band, die Rache des Karl Raben für
den Mord an einem kommunistischen Redakteur durch eine Horde SA Leute weiterhin
eine wichtige und wesentliche Rolle spielt, komplettiert dies alles zudem.
Sowohl die Schilderungen der "Abläufe der Macht", die Intelligenz
eines Reinhard Heydrich, die kühle Strategie und das Sendungsbewusstsein eines
Heinrich Himmler, der kalte Fanatismus der Dazugehörenden (beim Abendessen im
Hause Heydrich stockt nicht nur Karl Raben und seiner Frau Lena der Atem und
rinnt der Schweiß den Rücken herunter, auch Leser und Leserinnen können sich
der perfiden Geisteshaltung Heydrichs und seiner Ehefrau und der ständig
unterschwellig im Raum stehenden Gefahr nicht entziehen.
Auch wenn Heydrich selbst für den "Ariernachweis" der Ehefrau Rabens
und deren Mutter und damit auch des gemeinsamen Sohnes bisher geradesteht.
Ebenso schnell und ohne mit der Wimper zu zucken würde der gleiche Heydrich die
gesamte Familie umgehend in eines der Lager bringen lassen, wenn ihm etwas sauer
aufstoßen würde. Auch wenn Raben geschickt ist, in der Rangleiter gar höher
steigt zum Obersturmbannführer, seine heimliche Arbeit zur Rettung all derer,
denen Verfolgung droht, bringt seinen Brustkorb in einen Schraubstock und lässt
auch schwere Autounfälle nicht aus. Auf heimlichen Wegen nach Holland und
zurück.
Das zudem nun auch Admiral Canaris mit der "Abwehr" von Raben
"bespielt" werden muss, auch hier unter Spionen gemordet wird und
zumindest einen dieser Morde Raben überaus persönlich nimmt und natürlich
handeln wird, bietet einen weiteren Erzählstrang, der sich nahtlos in das
Gesamtgeschehen einpasst und wiederum auch Gelegenheit gibt, die fragilen und
auf Konkurrenz beruhenden Netzwerke der Herrschenden bis hinunter zu den
"Dackeln" wie nebenbei ebenfalls zu beleuchten.
Bis in die kleinen Details der "Blockwartmentalität", der Angst im
Reich und in den Wohnungen und Verstecken, der Härte der
"Durchgriffe", die beständige Angst, das eiskalte Handeln der
Mächtigen inmitten eines nicht hinterfragten Überlegenheitsgefühls, nimmt von
Ditfurth den Leser mitten hinein in die Zeit. Bis hin zum Reichsparteitag in
Nürnberg, an dem Raben und seine Frau auf Geheiß Heydrichs und Himmlers
teilnehmen werden.
Und ebenso im Fall der Mordermittlungen, bei dem Frauen meist im Regen als
Leiche abgelegt werden und sich bei den Recherchen mit seinen alten Kollegen von
der Kriminalpolizei bald herausstellt, dass es im Lauf der Jahre nicht wenige
Morde sind, die ein Täter auf sich vereinigt. Was selbst dem hoch respektierten
"Guru" der Mordermittlungen und Chef der Abteilung, Gennart, hier und
da seinen geliebten Sahnekuchen madig macht.
Fazit
Komplex mit verschiedenen Erzählfäden, historisch lebendig, im Mordfall
intelligent und durchgehend spannend mitsamt auch den Problemen des Alltags und
der Distanz selbst zwischen Eheleuten durch "das Reich", bietet
"Tag des Triumphs" eine hervorragende Lektüre, die auch auf der
genauen Psychologie der Personen und deren Alltag beruht und Leser und
Leserinnen jederzeit mitten mit hineinnimmt.
Wobei ebenfalls noch zu erwähnen ist, dass von Ditfurth sein Faktenwissen nicht
trocken oder aufgesetzt in die Seiten des Romans bringt, sondern wie nebenbei
ganz natürlich fließen mit erzählt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 25. November 2023 2023-11-25 15:42:26