Gemeinsam wieder auf die Beine stellen
Das ist ein übler 50. Geburtstag und durchaus gut zu verstehen, dass sich Tomy
"die Kante gibt". Von damals an, als er drahtig und athletisch auf den
Bühnen stand und ein regional durchaus bekannter "Rocker" war hin zur
Gegenwart, in der ihn seine Martina samt der Kinder verlassen hat. Natürlich
nicht ganz, die Frau ist ja nicht ins Ausland gezogen sondern bleibt in der
gleichen Stadt. Nur eben nicht mit ihm. Und bald schon hat Tommy sich auch damit
auseinanderzusetzen, dass er noch nicht mal mehr der "Mann" im Leben
seiner Martina ist. Da gibt es einen anderen schon. Dass dabei die Nerven kaum
mehr für die nervende Mutter ausreichen und nicht wenig weinerlich Begegnungen
mit Martina gesucht werden, nur um dann gegen seine Verletztheit nicht
anzukommen und diese Begegnungen einfach nur belastend zu gestalten, dass
wundert nicht.
Sehr passend und auf den Punkt getroffen sind ja gerade die emotionalen
Handlugen der Protagonisten und mit hohem Wiedererkennungswert versehen bei
jenen Lesern und Leserinnen, die bereits Trennungen erlebt haben. Dieses
hilflose. Dieses nicht Wissen wohin mit einerseits dem Gefühl immer noch
natürlich engster Vertrautheit und der plötzlichen Fremde miteinander, das
steht fühlbar im Raum der Seiten. Wie auch die äußere Bedrängung, die sich,
auch das nicht selten, in der reinen Gewinnorientierung der Welt darstellt. Die
Fabrik, in der Tommy "ungelernt" seit Jahrzehnten sein Auskommen
gefunden hat, wird in preiswertere Regionen der Welt umziehen. Aber wer will
schon gleich das Land wechseln müssen, um seinen dürftigen Lebensunterhalt zu
sichern? Doch ob es vor Ort Alternativen gibt?
Doch Tommy ist nicht alleine. Eine handvoll langjährige Freunde sind bei seinem
Geburtstag anwesend und haben einen Plan. Der mit einer alternden Operndiva
zusammenhängt, die in die Stadt gezogen ist. Und mit der Erinnerung an den
jungen, frischen Tommy. An die "Rampensau", an den, dem die Welt
hätte einen Versuch wert sein können als Sänger, dem aber, wie nicht wenigen
anderen, zu früh "das Leben dazwischengekommen ist". Doch, man ahnt
es bereits, die Stunden mit der alten Frau sind, bei aller Abwehr gegen das
Leben an sich und der bärbeißigen Art, die Tommy aktuell an den Tag legt,
nicht nur eine Form von Abwechslung, sondern lassen, nachdem er sich im Ansatz
darauf einlässt, einen Plan aus den Seiten des Romans aufsteigen, ebenso, wie
eine Menge an Lebensweisheit ihm nun zur Verfügung gestellt wird.
"Ob ich Durchhaltevermögen habe?" - "Ich weiß, dass Du keins
hast".
Aber das wollen wir doch erst mal sehen, mag sich Tommy denken.
Fazit
Und auch wenn, zum Glück, Klang ihrem Roman kein kitschiges und vorhersehbares
Ende bereitet, sondern ihrer Linie treu bleibt, das ganz normale Leben wunderbar
vor Augen zu führen, ist es gerade das, was den Roman am Ende auch so
realistisch sein lässt. Dass es eben nicht um die äußeren Dinge am Ende geht,
nicht darum, ob man, wie in einem Hollywoodfilm, das berauschende Happy End
erfährt, sondern dass das eigentliche im Roman gefeiert wird: Die Freundschaft.
Das sich einsetzen füreinander. Das Ideen entwickeln und hartnäckig daran
bleiben, auch wenn es am Ende eben nur "normal" erstmal wird. Es muss
nicht immer der große Wurf sein. Der trägt innerlich eh nicht allzu weit.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 28. Oktober 2023 2023-10-28 12:42:46