Die Erkenntnis elterlicher Prägung auf ihre Kinder stellt den Kern des
vorliegenden Buches von Miriam Gebhardt dar. Sie stellt es jedoch weniger unter
ein allgemein betrachtendes Licht, sondern lenkt den Fokus auf die
"Nachkriegseltern", also die Eltern, die während des Krieges
aufwuchsen und in den Nachkriegsjahren selbst zu Eltern wurden. Ganz ohne
Zweifel wurde diese Generation mit außergewöhnlichen Erfahrungen konfrontiert
und zurecht stellt die Autorin die Frage, wie sich diese Erfahrungen auf die
nachfolgende Generation in Bezug auf deren Erziehung auswirkten.
Als Historikerin versteht Miriam Gebhardt den Ansatz zwischen historischer
Betrachtung, soziologischen und erziehungspsychologischen Aspekten zu legen. Der
starken Rolle der Frau als Bezugsperson unmittelbar nach Ende des Krieges, steht
ein traditionelles, patriarchal geprägtes Familienbild gegenüber. Die
Offenheit der Eltern im Umgang miteinander und in Bezug auf die Zuneigung den
Kindern gegenüber, wird eigehend beschrieben. Die Autorin greift sowohl auf
Erkenntnisse aus Tagebucharchiven zurück und nicht zuletzt auf eigene
Erfahrungen. Der Umgang in den Nachkriegsfamilien mit der nachfolgenden
Generation wird auf deren Offenheit und prägende Wirkung hin untersucht und
dargestellt.
Fazit
Die Autorin selbst gehört der Generation der "Babyboomer" an. Es
werden zahlreiche interessante Aspekte hinsichtlich des damals vorherrschenden
(auf den Mann als Familienoberhaupt ausgerichtetes) Familienbildes angesprochen
und mit Beispielen belegt. Der lange, komplexe und schwierige Weg hin zur
modernen Familie (heutiger Prägung) wird erkennbar. Mit dem gewählten,
durchgängig lockeren und gut lesbaren Schreibstil gelingt der Autorin ein
interessantes Buch zu einem eher ungewöhnlichem Aspekt der Nachkriegsgeschichte
in Deutschland.
Durchaus nicht uninteressant. Dennoch habe ich das Buch inhaltlich mit
gemischten Gefühlen gelesen. Auch ich gehöre der Generation der Babyboomer an,
konnte mich an etlichen Stellen in "meiner" Familiengeschichte
durchaus wiederfinden, an ebenso vielen Stellen jedoch auch nicht. Ich denke,
genau hierin liegt das "Problem": Lässt sich Familiengeschichte
wirklich verallgemeinert beschreiben?
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 10. Oktober 2023 2023-10-10 13:40:14