Dies ist der dritte und letzte Band der DDR-Trilogie, die Titus Müller in den
letzten Jahren präsentiert hat. Die Bände spielen in den 1960er, 1970er und
schließlich 1980er Jahren. Spionage und Gegenspionage sind deren der Dreh- und
Angelpunkte. Aber nicht nur! Denn die Menschen und was die Teilung Deutschlands
mit und aus ihnen gemacht hat, sind ein sehr wichtiges Thema dieser Romane.
Protagonistin von »Der letzte Auftrag« ist Annie, die Tochter der Agentin Ria,
die für den Bundesnachrichtendienst in der DDR bei Schalk in der KoKo
eingesetzt war. Es ist Sommer 1989. In der DDR wird demonstriert. Viele Bürger
fliehen nach Ungarn. Ria lebt seit vielen Jahren im Westen (seit dem zweiten
Band »Das zweite Geheimnis«) und hat nur postalischen oder telefonischen
Kontakt zu ihrer Tochter.
Annie ist engagiert in der Friedensbewegung. Aber natürlich steht sie als
Tochter einer ehemaligen BND-Agentin unter besonderer Beobachtung der Stasi. Von
den Unruhen, die mit den Schlagworten Glasnost und Perestroika einhergehen, ist
auch der sowjetische Geheimdienst KGB betroffen. Wladimir Putin taucht als Figur
des Romans auf und ist ein wichtiger Statthalter in der DDR. Er sorgt dafür,
dass der KGB auch nach einem Zerfall des Sozialismus das Zepter in der DDR und
den anderen osteuropäischen Staaten in der Hand behält.
Titus Müller gibt in diesem fiktiven Roman ein umfassendes Gesamtbild der DDR
im Jahr 1989. Wie schon in den Bänden zuvor überzeugt er mit seiner Recherche
und der detailgetreuen Umsetzung in Handlungsstränge. Als jemand, der in der
DDR aufgewachsen ist, fühlt man sich sofort heimisch im Roman. Man weiß, wovon
gesprochen wird, kennt selbst viele Abläufe aus dem eigenen Erleben. An manche
Sachen, die mittlerweile im Gedächtnis vergraben waren, wird man durch diesen
Roman erinnert. Das hat den Roman für mich zu einem ganz besonderen Erlebnis
gemacht.
Neben den Spionagehandlungen in diesem Band, die sich auf die Tätigkeiten
innerhalb des KGB und in der Friedensbewegung beschränken, sind das Verhalten
und die Menschen, die in diesem Roman im Vordergrund stehen, von besonderem
Wert. Die Spannung hieraus ist der Motor zum Lesen. Ob es das Zusammentreffen
von Annie mit ihrem alten Freund, oder das mit der Stasi ist, oder das Verhalten
eines Stasisoldaten gegenüber der Protagonistin. Immer ist etwas ungelöst und
bedarf weiterer Aufklärung (also weiteres Lesens!). Dass dabei weltbewegende
Ereignisse eine Rolle spielen, macht es umso interessanter
Besonders gut haben mir auch die Anmerkungen von Titus Müller gefallen, in
welchem er ein bisschen aufdröselt, bei welchen Handlungen es sich um Fiktion
und bei welchen echte reale Abläufe als Hintergrund dienten.
Fazit
Ein sehr interessanter und lesenswerter Spionageroman. Wer mehr zur Entstehung
und zum Autor erfahren möchte, kann gerne mein Interview mit Titus Müller auf
meinem Blog lesen, was ich 2022 gemacht habe.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 13. September 2023 2023-09-13 16:59:46