Sprachliche Sensibilität ist zweifelsfrei ein wichtiges Gut. Das Gros der
Menschen nutzt die Alltagssprache ganz selbstverständlich, ohne größeres
Hinterfragen, eventuell auch unreflektiert. Es stellt sich also die Frage, was
er "anrichtet", der ganz selbstverständliche, unreflektierte Gebrauch
von Sprache. René Pfister nimmt diesen Aspekt unter genauer unter die Lupe und
betrachtet ihn in einem gesellschaftspolitischem Kontext, der immer weitere
Kreise zieht, derzeit überwiegend in den USA Es handelt sich um einen
"Fundamentalismus", wie es der Autor selbst benennt, der überwiegend
in linken Kreisen zu finden ist, vielleicht gut gemeint, jedoch zunehmend
Intoleranz und Hass erzeugend.
René Pfister beschreibt ein Phänomen, das sich zunehmend Raum verschafft,
nicht ohne Konsequenzen für diejenigen, die gegen entsprechende
(ungeschriebene) Regeln verstossen. Es geht um den sensiblen Gebrauch von
Sprache gegenüber gesellschaftlichen Minderheiten oder Gruppen, die in den USA
der Diskriminierung unterliegen. Anhand von Beispielen belegt er, welch
drastische Konsequenzen ein Verstoß gegen diese Regeln nach sich zieht. Er
betrachtet nicht alleine die Auslegung der neuen sprachlichen Korrektheit
(vielleicht besser: des politisch korrekten Gebrauchs von Sprache) durch
Aktivisten, sondern ordnet darüber hinaus ein, welche Konsequenzen ein
(scheinbarer) Missbrauch mit sich bringt.
Fazit
Als Redakteur des "Spiegel" in den USA wagt sich der Autor in
mehrfacher Hinsicht an ein heikles Thema heran: letztendlich den über alle
Zweifel erhabenen Gebrauch von Sprache im Sinne der political correctness. Was
ist erlaubt, was ist verpönt und stellt einen klaren Verstoss dar? Es handelt
sich um eine Diskussion, die sich in den USA mit den spezifischen Problemen im
Umgang mit People of Color und mit Minderheiten, einen zunehmend größeren Raum
verschafft. Nicht zu Unrecht weist der Autor darauf hin, dass Trends aus den USA
nach gewisser Zeit auch in Europa Fuß fassen. Es könnte also auch uns künftig
in gleicher Art und Weise beschäftigen. Political corectness und
gendergerechter Sprachgebrauch spielen längst auch hierzulande eine Rolle,
allerdings noch ohne vergleichbare Konsequenzen, allerdings ohne vergleichbar
drastische Konsequenzen und genau das verdeutlicht René Pfister anhand mehrerer
Beispiele eindrucksvoll.
Sprachliche Sensibilität ist angeraten, es soll niemand diskriminiert bzw. in
seiner Würde verletzt werden. Und aus gutem (historischen) Grunde sind auch bei
uns Grenzen dessen, was gesagt werden darf, gesetzt. Einer
"Sprachpolizei" sollte es aber alles in allem nicht bedürfen und erst
recht sollte ein sinnbringender Diskurs nicht beschnitten oder gar verhindert
werden.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 16. September 2023 2023-09-16 14:18:10