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James Lee Burke: Verschwinden ist keine Lösung

Verschwinden ist keine Lösung

von James Lee Burke
Verlag: Pendragon [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-86532-755-0

Preis: 24,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 04. November 2024]
Mit diesem Roman von James Lee Burke scheint die letzte Schlacht seiner beiden Protagonisten Dave und Clete angebrochen. Es ist der 23. und letzte Roman aus der Dave-Robicheaux-Reihe mit Handlungsort Louisiana. Er erschien 2020.

Dave Robicheaux trifft auf einer Pier ein junges Mädchen. Isolde ist die Tochter einer Familie, die für nichts Gutes in der Gegend steht. Sie beklagt, dass sie nicht frei leben kann, weil sie einer anderen Familie versprochen wurde und nun dorthin gebracht werden soll. Johnny soll Isolde zu seinem Onkel bringen. Johnnys Familie ist die zweite große Verbrecherfamilie, um die es in diesem Roman geht. Das Verhältnis von Isolde und Johnny ist in etwa so was wie das von Romeo und Julia.

Dave Robicheaux und sein Freund Clete Purcel begeben sich auf eine große Reise. Sie wollen Isolde befreien und gleichzeitig die beiden Familien in die Knie zwingen. Auch, wenn sie es anfangs selbst noch nicht wissen. Wenn man fast alle Romane dieser Reihe aus den letzten dreißig Jahren gelesen hat, dann sind einem die Örtlichkeiten und die Figuren schon ziemlich bekannt. Man weiß, wie sie ticken. Man hat ihr Leben miterlebt. James Lee Burke hat das Leben der beiden Freunde in diesen Romanen konsequenterweise fortgeführt.

Waren Dave Robicheaux und Clete Purcel schon immer Säufer, so erleben sie jetzt ihre geistigen Höhepunkte. Dave ist seit vielen Monaten trocken und geht regelmäßig zu den Anonymen Alkoholikern, Clete hat das Trinken nie aufgegeben. Der jetzige Höhepunkt liegt darin, dass sie offenbar Geister jagen. Beide haben gleiche Halluzinationen, sehen eine Galeere auf dem Wasser, einen Reptilienmenschen, den es schon vor mehreren Hundert Jahren gegeben hat. Sie sprechen mit Menschen, die eigentlich nicht mehr existieren.

Kurzum: Dave und Clete sind in diesem Roman aufgrund ihres Suffs total durchgedreht. Und dennoch wollen Sie das Böse nicht herrschen lassen, sondern es mit aller Macht versuchen zu vernichten. Der Roman mutet wie ein Fantasy- oder ein Horrorroman an. Er ist bei weitem kein normaler Krimi oder Thriller, wie wir es sonst aus dieser Reihe kennen.

James Lee Burke hat dabei einen besonderen Erzählstil gewählt. Der Erzähler ist sein Protagonist Dave Robicheaux, der aus seinem Leben in der Ich-Form erzählt. Die Geschichte ist also zuvor passiert und läuft hier wie in einer Rückblende. Da James Lee Burke das Leben von Dave Robicheaux auch zuvor nie in chronologischer Reihenfolge erzählt hat, spielt dies für den (vorerst?) letzten Roman keine besondere Rolle. Die Geschichte ist also irgendwann zwischen den anderen 22 Romanen angesiedelt.

Diesmal spricht der Ich-Erzähler Dave Robicheaux auch direkt die Leser an. Er zieht sie vollkommen in die Geschichte hinein. Der Hass des Autors auf Nazis und Rassisten nimmt einen großen Teil in dieser Geschichte ein. Wen wundert es, dass die beiden darin Ermittler ihre Pflicht zur Beseitigung des Bösen sehen. Beide haben im Vietnamkrieg gekämpft und Clete hat stets ein Foto aus dem Zweiten Weltkrieg, auf dem eine Mutter mit ihren Kindern abgebildet ist, die in die Gaskammern von Auschwitz geführt werden.

Dave und Clete zögern nie, Gewalt einzusetzen, obwohl meist einer von beiden versucht, den anderen davon abzuhalten. Aber ihre Wut auf das Böse konnten sie nicht nie im Zaum halten. Auch in diesem Roman dauert es zu Beginn nur wenige Seiten, bis die erste Prügelei im Gange ist. Derb und brutal geht es auch in dieser Geschichte zu. Bei aller Gewalt und allem Bösen verliert James Lee Burke nie den Blick für die Landschaft, die Straßenzüge, die Gärten, den Fluss. Immer wieder kann die Seele entspannen, wenn man beim Lesen durch die Straßen von Louisiana zieht.

Neben den sanften Tönen während der Handlungsbeschreibung, fallen die extrem archaischen Worte in den Dialogen auf. Dave und Clete schenken sich und den anderen Figuren nichts. Während die Verbrecher versuchen, mit vornehmem Ausdrücken zu glänzen und alles von sich abprallen zu lassen, haben die beiden Freunde keine Zeit für solche Schleimereien und greifen zu besonders drastischen Worten in ihren Sätzen.
Fazit
Diesen Roman kann man standalone lesen. Leser erfahren vieles beziehungsweise alles, was für das Verständnis der beiden Figuren Dave Robicheaux und Clete Purcel notwendig ist. Für mich persönlich war natürlich deren Entwicklung über die letzten Jahre von besonderem Interesse und ich konnte versöhnlich mit der zu Ende gehenden Reihe abschließen.

Angenehm fand ich außerdem die begleitenden Worte von Jochen König über die Dave-Robicheaux-Reihe. Wer darüber hinaus etwas über meine persönliche Begegnung mit James Lee Burke und dessen Leben erfahren möchte, sollte sich einmal das Buch »Die Entdeckung Amerikas« anschauen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
Weitere Rezensionen zu Büchern von James Lee Burke:
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Die Schuld der Väter
Die Tote im Eisblock
Dunkle Tage im Iberia Parish
Eine Zelle für Clete
Flucht nach Mexiko
Keine Ruhe in Montana
Mississippi Jam
Neonregen
Straße in Nichts

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Vorgeschlagen von Detlef Knut [Profil]
veröffentlicht am 11. August 2023

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