Durch Provokation zur Selbstverantwortung
Wenn ein Freund, Bekannter, Freundin, Klient, Klientin über längere Zeit wie
ständig "um sich selbst kreisend" tief in Problem verstrickt ist,
dann möchte man helfen. Mit Rat und Tat oder, als Berater und Therapeut,
methodisch zur Seite stehen, um mitzuwirken, das Problem zu lösen und einen
konstruktiven weg mit und zu sich selbst für den anderen weiter finden und
gehen zu können. Nicht selten geschieht dies in ernster, verantwortungsvoller,
von "schweren Gefühlen" und Zuständen gekennzeichneter Atmosphäre.
Und ebenso nicht selten, nach einer Weile, ist wie ein "Tanz auf rohen
Eiern" im eher unbewussten Versuch, dem anderen mit dem, worin er oder sie
es ja an sich schon überaus schwer hat, nicht zu nahe zu treten.
"Vorsichtig" zu formulieren, behutsam vorzugehen.
Dafür, und damit beginnt Noni Höfer umgehend, ist es von Nöten, allseits auf
Berater/Therapeut und Klienten-Seite, initiiert durch die therapeutische
Intervention zunächst, jene Haltung zu überwinden und sich dem konträr
gegenüber zu Verhalten, "unser Leben so sicher und stabil wie möglich zu
gestalten und keine riskanten Dinge auszuprobieren- Wir haben es meist lieber
etwas zu langweilig als zu aufregend. Die Stabilität unserer Persönlichkeit
liegt uns besonders am Herzen". So ist es nicht nur eine Erkenntnis E. Noni
Höfers, sondern, recht betrachtet, eine Grunderkenntnis unseres modernen
(weitgehend "angepassten" Lebens), mit der das werk umgehend das in
den Raum setzt, was im Titelt liegt. E. Noni Höfer provoziert! In bester
Form.
"Weil wir unserer Kreativität bei der eigenen Neuerfindung ständig
Fesseln anlegen, müssen wir bei dem Versuch, Neues auszuprobieren, über viele
Schatten springen. Das macht Änderungen sehr zäh und kompliziert".
Das übrigens wir es zunächst bleiben. Auch mit dieser anderen, direkt
zugehenden, provokativen Methode. Die am Ende unter anderem auch zum
Perspektivwechsel und damit zum "Lachen über sich selbst" in Teilen
einlädt. Denn auch die "Problembehaftung" ist ja eine der
"Gewöhnungen", die unter Umständen als "Stabilität" gar
noch "mit Zähnen und Klauen" verteidigt wird (von manchen). Jede
Veränderung geht Schritt für Schritt du auch die "provokante
Methode" ist kein Wunderheilmittel. Aber, nach der Lektüre, ganz gewiss
ein anderer, in vielen Teilen unbedarfter und freier Angang bei der Beratung und
Therapie festsitzender und prägender Probleme.
"Es ist – auch in der Fachwelt – keineswegs geklärt, warum manche
Menschen sich selbst das Leben zur Hölle machen"
Aber das ist für die Methode nicht der entscheidende Punkt, Entscheidend ist
der Wunsch, das Bedürfnis, auch der Wille, das zu verändern und mithilfe des
provokativen Stils die eigene Fixierung auf bestimmte Gedanken, Gefühle und
Verhaltensweisen, die sich als festgefahren, störend, änderungsresistent über
längere Zeit bereits erwiesen haben, zu Durchbrechen. Denn wenn man, wie E.
Noni Höfer, davon ausgeht, dass man sich die Stolpersteine selbst für die
Füße gerollt hat, "muss man sie auch aktiv wegräumen können"
Es mag zunächst befremdlich klingen, dass es (leidend) tatsächlich eine
"Entscheidung zu einem Symptom" gab. Nimmt man diese Prämisse aber
ernst, dann macht es überaus Sinn, sich "neben sich stellen zu
können", das eigene Erleben deutlich zu relativieren, den Intellekt als
das zu betrachten, was er eben auch ist: Als Verteidiger der eigenen
"Unveränderlichkeit" und damit nutzlos für Veränderungen, ihn als
"Zensor" zu sehen, der "aus dem Weg geräumt werden
muss".
Eine Provokation zielt daher "direkt auf das limbische System". Und
bringt, mit positivem Ergebnis, auch wenn sie zunächst verärgern mag, eines
auf jeden Fall: Aus der Fassung. Um dann anders und neu an sich selbst sich
heranzuwagen. Wie das im Einzelnen geht, was im Werk fundiert erläutert und
anhand vieler Fallbeispiele überzeugend erläutert wird, das sollte jeder Leser
und jede Leserin in diesem Werk selbst entdecken. Es sei nur gesagt, dass sich
die Beschäftigung mit dieser anders als gewohnten Herangehensweise überaus
lohnt.
Fazit
Sehr erfrischend, das ist das eine, was dieses neue Werk von E. Noni Höfer
zunächst beim Lesen an Gefühlen hervorruft, um dann, bei sich vertiefender
Lektüre, mehr und mehr zu erkennen, dass es durchaus Sinn macht, durchaus eine
sehr konkrete Hilfe zur Lösung auch festgefahrener Probleme gut sein kann, den
oder die Klient/in (in natürlich methodisch und menschlich sehr geübter) zu
"provozieren".
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 06. Juli 2023 2023-07-06 14:06:09