Wenn der eigene Alptraum wieder ins Leben tritt
"Lächelnd tippte sie ihre Antwort, so wie sie immer lächelte, wenn sie an
ihre Zukunft mit ihm dachte".
Und Melissa kann sich keine Trübung ihres Glücks vorstellen. Gerade ist sie
mit Charlie dabei, die Hochzeit zu planen und dazu gehört natürlich Riley,
Charlies Tochter, ihre zukünftige Steiftochter. Herzlich sind alle miteinander
verbunden. Noch. Denn das zukünftige Glück wird brutal einer Zerreißprobe
zugeführt. Genauso, wie sie selbst als Kind, verschwindet Riley spurlos. Ein
Wettlauf gegen die Zeit beginnt, das Kind wieder aufzufinden. Ein Wettlauf, der
die häufigen Albträume Melissas wieder Realität werden lässt.
Sie selbst ist entführt worden. Als Kind. Und je mehr davon ans Licht kommt bei
den Ermittlungen, desto mehr wird sie selbst unter Verdacht gerückt. Wobei es
auch nicht sonderlich hilfreich, gerade zu Anfang, ist, dass viele Personen um
Melissa und Charlie herum sich bewegen und ebenso viele Personen verdächtigt
werden könnten. Oder kommt dem Geschehen aus ihrer eigenen Kindheit auch in der
aktuellen Situation eine Bedeutung noch zu, die sich Melissa nur noch nicht
erschließt?
Leser und Leserinnen sind vom Beginn des Geschehens an bis zum Finale des Werkes
emotional mit hineingenommen. Der klare Stil von Higgins Clark und die stetige
Entfaltung der Geschichte mit immer wieder neuen Wendungen führt den Leser
dabei aus dem spontanen Mitfühlen mit Charlie und Melissa in die dunklen
Abgründe von Verdacht und Misstrauen. Nicht nur gegen diese beiden
Protagonisten, sondern gegen so manchen und manche, die zunächst überaus
sympathisch schienen, durchaus aber auch ihre dunklen Tiefen in sich tragen.
Zumindest scheint bei nicht wenigen Personen im Buch nicht immer alles so, wie
es oberflächlich der erste Eindrucke vermitteln könnte.
Auch wenn es eine Weile dauert, in des "Personal" des Thrillers eine
gewisse Ordnung und Orientierung zu bringen, der rote Faden der Spannung bis hin
zur überraschenden Wendung und Lösung des Geschehens am Ende des Werkes
unterhält durchgehend, bietet ein gutes Tempo und bleibt lange Zeit mit
Rätseln derart versehen, dass sich einfach keine klaren und eindeutigen
"Schuldigen" festmachen lassen.
"Er hatte sie in eine unheimliche Mietwohnung gebracht, ganz oben, in einem
düsteren, alten Herrenhaus…..das direkt an der Küste gelegen war" - das
eigene Erleben als kleines Kind taucht immer realer wieder vor Melissas Augen
auf, sie kann sich kaum entziehen und bang hallt in ihr nun auch in der
Gegenwart die Frage ihres damaligen Entführers nach:
"Weißt du, wie das ist, wenn man tot ist"?
Fazit
Auch wenn Higgins Clark sprachlich nicht sonderlich komplex formuliert, sondern
in sprachlich eher einfacher Weise ihre Geschichte vorantreibt, die
Protagonisten sind fassbar und differenziert gezeichnet und der rote Faden sorgt
für genügend Spannung, um bis zum Ende gerne "dran zu bleiben".
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 20. Juni 2023 2023-06-20 13:10:26