Dieser Roman stammt aus dem Nachlass der Schriftstellerin, die 2015 verstorben
war. Er wurde jetzt posthum mal veröffentlicht. Wie in einem Märchen tauchten
vergilbte, mit Schreibmaschine eng beschriebene Seiten auf, von denen keiner
wusste, das es ein bislang noch nie veröffentlichter Roman war. Noch dazu ein
Kriminalroman, mit dem Utta Danella ein Ausflug in ein anderes Genre machte.
Es sind die 1930 er Jahre in Shanghai. Der deutsche Frank Bender, der sieben
Jahre in Shanghai lebte, ist geschäftlich wie auch privat am Boden. Der Erfolg,
mit dem er sein Unternehmen als Bauingenieur groß gemacht hatte, war versiegt.
Seine Ehe war in die Brüche gegangen. Er bekommt einen Job als Verwalter auf
einer Plantage auf einer abgelegenen Insel. Auf dem Weg zur Plantage hat Bender
eine Panne mit dem Auto und muss in einem abgelegenen Gasthof verweilen.
Doch er nicht der einzige, der zwangsweise hier stecken bleibt. Eine
geheimnisvolle Frau namens Miriam muss ebenfalls hier absteigen. Frank fühlt
sich sofort zu ihr hingezogen. Sie verbringen wie in einem Rausch die Nacht
miteinander. Am nächsten Morgen ist Miriam verschwunden. Auf der Plantage
erfährt Bender, das sein neuer Arbeitgeber in der Nacht bzw. am Abend zuvor
umgebracht worden war.
Ich verstehe nicht, warum Utta Danella immer als Königin der Liebesromane
tituliert wird. Es mag an den Verfilmungen im Fernsehen liegen, natürlich hat
sie auch solche Romane geschrieben. Die Romane aber, die ich vor Jahren von ihr
gelesen hatte, waren keine reinen Liebesromane. Oft ging es um das Überleben
von Menschen und Familien in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Es
waren Familiendramen.
Beim vorliegenden Roman ist es nun wieder kein reiner Liebesroman. Er beginnt
zwar mit einem amourösen Abenteuer, entwickelt sich aber zu einem Krimi. Dies
mag ihr erster Kriminalroman gwesen sein, später weisen auch andere Romane
kriminelle Spuren auf.
Schon auf den ersten Seiten wurde ich beim Lesen in eine ganz besondere Stimmung
versetzt. Die Dreißigerjahre im exotischen Shanghai schufen für mich eine
Atmosphäre, in der ich gerne noch länger verweilt hätte. Eine geheimnisvolle
Lady, Urwald und Dschungel, tropische Hitze, Autopanne, ein einsamer Gasthof,
der von einem Franzosen gefühlt wird, Figuren unterschiedlichster
Nationalitäten. Das erzeugte ein Gefühl von "Jenseits von Afrika"
oder "Indiana Jones".
Ich habe mich sehr heimelig in dieser exotischen Welt gefühlt. Zurücklehnen im
Sessel und großes Kino genießen!.Herrlich!
Die Spannung kommt natürlich nicht zu kurz. Sowohl der Handlungsstrang um
Bender und die geheimnisvolle Frau als auch der um die Ermittlungen im Mordfall
lassen den Leser kleben. In beiden Fällen möchte man unbedingt wissen wie die
Geschichte ausgeht bzw wer der Täter ist.
Die Figuren sind allesamt sehr angemessen. Wie in den Tropen üblich, stelle ich
mir die Männer in weißen Anzügen und mit einem Tropenhut vor. Die weißen
Anzüge werden genannt, der Hut wohl nicht. Dennoch existiert er in meiner
Fantasie beim Lesen. Besonders der Inspektor hat es mir angetan. Er ist der
typische Columbo. Lässt nicht hinter seine Fassade blicken, gibt sich
einfältig. Dabei hat er es aber faustdick hinter den Ohren.
spannender Showdown
Ich dann schließlich ein spannender Showdown, in der der Ball nach wie vor von
einem Verdächtigen zum anderen springt.
Fazit
»Begegnung in der Nacht« empfehle ich sehr gerne, weil er mir viele schöne
Stunden in einer vergangenen und exotischen Welt bereitet hat.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 22. September 2020 2020-09-22 15:50:24