Dies ist ein ebenso herausstechender Roman wie »Die sieben Männer der Evelyn
Hugo« von Taylor Jenkins Reid, der mich im vorigen Jahr beeindruckt hat. Erneut
entführt uns die Autorin in eine glamouröse Szene anhand einer fiktiven
Biografie.
Eigentlich sind es gleich mehrere Biografien. Anfang der 1980 er Jahre leben die
Geschwister Nina, Jay, Hug und Kit Riva in Malibu und verdienen ihr Geld mit
surfen. Professionell. Jay versucht, Worldchampion zu werden, sein Bruder Hug
ist stets an seiner Seite, um Jay zu fotografieren. Jay ziert viele
Surfer-Zeitschriften weltweit.
Die älteste Schwester Nina ist die weltweit bekannteste Surferin, obwohl sie
gar nicht so viel zum Surfen kommt, Denn sie wird als das Vorzeigemädchen auf
den Zeitschriften gebraucht. Dass sie wirklich surfen kann, ist bei den Medien
zweitrangig. Hauptsache, sie sieht großartig aus. Kit, die jüngste von ihnen,
strebt eine ähnliche Karriere wie Jay an. Während sie noch im Teenageralter
ist, sind die Älteren bereits knapp über Zwanzig.
An diesem ersten Tag, an dem die Leser die vier jungen Leute kennenlernen, soll
wieder die berühmte Riva-Party steigen. Einmal im Jahr findet diese Partie
statt. Seitdem die Vier über sehr viel Geld verfügen, veranstalten sie diese
Partys. Es heißt: Wer ihre Adresse nicht kennt, ist auch nicht eingeladen.
Dennoch spricht sich jedes Jahr immer mehr herum, wann und wo die Party
stattfindet. Alles, was Rang und Namen hat oder auch nicht, ist auf dieser Party
anzutreffen, die Sterne der Film- und Musikszene sind hier zu finden.
Taylor Jenkins Reid nutzt 24 Stunden rund um die Partie, um die vier Personen
vorzustellen. Vor allem ihren Weg zu beschreiben, wie sie so geworden sind, wie
sie sind. Jede Stunde dieses Tages hat ein eigenes Kapitel. Es beginnt reichlich
vor der Partie und endet nach der Partie.
Dazwischen gibt es Rückblenden bis ins Jahr 1956 zurück, als Ninas Mutter den
jungen Mike Riva kennenlernte, der ein großer Star als Sänger werden wollte.
Ninas Mutter kommt aus eher ärmlichen Verhältnissen. Sie war zu arbeiten
gewöhnt, um genügend Essen auf den Tisch zu bekommen. Und sie unterstützt
ihren Mann in allem, um ihm seinen Traum vom Schlagerstar erleben zu lassen.
In dem Roman »Malibu Rising« geht es also um die vier Geschwister, aber durch
die Rückblenden erfahren wir auch von deren Eltern und Großeltern. Es stecken
also mehr als nur vier Biografien hierin.
Taylor Jenkins Reid hat einen wundervollen Stil, um die Atmosphäre der
damaligen Zeit herüberzubringen. Als Leser fühlt sich hineingezogen in eine
Welt, die es offenbar tatsächlich gegeben hat. Ich habe selbst Anfang der 1990
er Jahre kurze Zeit in Malibu gelebt und erlebte so einige Flashbacks beim
Lesen.
Die Spannung, die Taylor Jenkins Reid erzeugt, kommt ganz schleichend. Es findet
ja auch kein Mord statt und der Leser wechselt stets von der Party und deren
Vorbereitungen zur Vergangenheit der Familie in den Jahrzehnten zuvor. Man freut
sich, dass es die Kinder geschafft haben, ein solches Leben auf die Beine
gestellt zu haben und muss doch befürchten, dass demnächst etwas ganz
Fürchterliches auf der Party passieren wird. Das erzeugt solch ein dumpfes
Bauchgefühl.
Die Spannung kommt über die unzähligen Konflikte, die jeder von ihnen
austrägt. Egal, bei wem von den Vieren der Konflikt am stärksten wird, es muss
am Ende auf ein Chaos hinauslaufen. Das ist sehr gut und fesselnd gemachte
Spannung.
Fazit
Für diesen Roman kann ich nur eine höchste Empfehlung aussprechen. Nur wenige
Romane im Jahr erreichen solch ein hohes Niveau an interessantem Nervenkitzel.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 01. Juni 2023 2023-06-01 17:00:46