"Mir geht es gut, wenn es dir auch gut geht"
Der erste Band "Aufbrechen" von Tsitsi Dangarembgas Trilogie behandelt
im wesentlichen die Themen Tradition und Ansehen der Frau in einer afrikanischen
Familie. In ihrem zweiten Band "Verleugnen" werden die Folgen des
Kolonialismus in Rhodesien geschildert. Der Roman beginnt vor dem Hintergrund
der Guerillakämpfe in den 1970er Jahren. Authentisch erzählt die Autorin in
ihrem autobiographisch geprägten Roman den weiteren Werdegang von Tambudzai,
genannt Tambu, bis in die 1980er Jahre. Die inzwischen 17jährige Tambu ist im
zweiten Schuljahr auf einer katholischen Missionsschule in Rhodesien. Zusammen
mit fünf weiteren schwarzen Mitschülerinnen wohnt sie in einem
"afrikanischen Zimmer", abgesondert von den Zimmern der Weißen
gelegen. Tambu ist ehrgeizig. Sie will die Schule als Jahrgangsbeste
abschließen. Doch unter einem absoluten segregationistischem Regime ist dies
kein einfaches Vorhaben.
Drastisch bekommen die Leserin und der Leser Einblick in die Privilegien und
Umgangsformen der Weißen gegenüber den Farbigen. Tambu muß die Erfahrung
machen, daß die Sozialstrukturen sehr unausgewogen sind. Den afrikanischen
Schülerinnen wird von Anfang an unmissverständlich ihre untergeordnete
Position gegenüber der Vormachtstellung der Weißen gezeigt. Dessen ungeachtet
ist Tambu fest überzeugt, durch Fleiß, Gehorsam und Unterwürfigkeit ihr Ziel
zu erreichen. Jedoch, trotz ihrer Zuversicht, gerät Tambu zusehends in einen
Strudel von Selbstzweifeln und Unsicherheit. Der ohnehin schon mitreißende
Roman bekommt noch eine zusätzliche Spannung durch Tambus Onkel Babamukuru.
Bislang ihr Gönner und Förderer stellt er sich unvermittelt gegen sie. Für
die Protagonistin bricht eine Welt zusammen.
Tsitsi Dangarembga wurde 1959 in Mutoko, Rhodesien, heute Simbabwe, geboren.
Ihre Kindheit und Jugendzeit verbrachte sie im Wechsel zwischen England und
Rhodesien. Ab 1980 arbeitete sie in dem inzwischen unabhängigen Simbabwe kurze
Zeit in einer Werbeagentur. Nach einem Studium an der Film – und
Fernsehakademie in Berlin kehrte sie nach Harara / Simbabwe zurück. Dort
gründete sie die Filmproduktionsfirma "Nyerai Films". Als
Filmemacherin und Schriftstellerin setzt sich Tsitsi Dangarembga sowohl für
die Freiheits – und Frauenrechte als auch für politische Veränderungen in
Simbabwe ein.
Fazit
"Verleugnen" ist ein ergreifender Roman über den unerschütterlichen
Kampf einer jungen Afrikanerin für das Recht auf Bildung in Rhodesien. Mit
intensiven Einblicken in die Apartheid bekommen die Leserin und der Leser einen
nachhaltigen Eindruck über das dunkle Kapitel der Kolonialmächte.
Vorgeschlagen von Heike Jaschhof
[Profil]
veröffentlicht am 05. Juni 2023 2023-06-05 21:11:28