Ein weiteres Buch über Donald Trump - eines von vielen? Mit Maggie Haberman
verfasst eine preisgekrönte Journalistin der New York Times, einen
spannend-umfassenden Einblick in die Präsidentschaft Donald Trumps. Das Buch
basiert auf ihren jahrelangen Erfahrungen als Berichterstatterin über Trump und
auf Interviews mit Dutzenden von Personen aus Trumps engstem Kreis und nicht
zuletzt ihren eigenen Erfahrungen aus den Begegnungen mit dem
Ex-US-Präsidenten.
In ihrem Buch beschreibt sie, anders als in den meisten der anderen Bücher
über Donald Trump, neben seinem Wirken während seiner Präsidentschaft auch
den persönlichen und beruflichen Werdegang Trumps und vermeidet hierbei,
"tote Winkel" in der biografischen Würdigung zu hinterlassen. Der
Leserschaft wird hierdurch ein umfassender Überblick über die Persönlichkeit
Trumps geboten und eine verknüpfende Interpretation seines Handelns über einen
langen Zeitraum hinweg aufgezeigt.
Fazit
Ein positiver Aspekt des Buches ist die gründliche und sorgfältige Recherche,
die Haberman für das Buch durchgeführt hat. Sie zeigt auf, wie Trump seine
Macht als Präsident ausnutzte und wie er sich gegenüber seinen Mitarbeitern
und der Öffentlichkeit verhielt. Haberman gibt Einblicke in Trumps
Persönlichkeit und beleuchtet seine Entscheidungen und Handlungen aus einer
biografischen Perspektive. Ihr gelingt trotz (oder besser: aufgrund?)dezidierter
Kenntnisse über die (Un-)Taten des Donald Trump ein beachtlicher Spagat:
einerseits die kritische Nähe zur Person und Persönlichkeit zu ihm
herzustellen und somit mögliche Erklärungen in Form einer fiktiven "roten
Linie" seines Wirkens zu vermitteln, vermeidet andererseits aber Lobhudelei
ebenso wie den gnadenlosen Verriss seiner Person und seines Wirkens.
Die Autorin beweist im vorliegenden Buch ihre herausragenden journalistischen
Fähigkeiten. Das Werk weist einen durchaus beachtlichen Umfang von über 800
Seiten auf, lässt sich jedoch hervorragend lesen, ist dabei informativ und
spannend zugleich. "Nichts wie ran" - würde ich empfehlen!
Ein wenig "holprig" wird es allenfalls an den Stellen, wo sie auf die
journalistische Konkurrenz zu sprechen kommt. An der ein oder anderen Stelle
versucht sie ihre Position zu "erklären" und äußert ihr
Unverständnis über die Kritik anderer US-Journalisten; aus meiner Sicht wäre
das absolut nicht notwendig, denn ihre Expertise spricht eigentlich für sich
und ihr Stil ist so gefasst, dass die Leserschaft ohnehin zur eigenen
Meinungsbildung angeregt wird. Vergleichbare Literatur anderer Autoren kann
dabei in der Tat hilfreich und anregend sein. Obwohl das Buch sich auf Trump
konzentriert, gibt es auch wertvolle Einsichten in die Arbeitsweise von
Regierungsinstitutionen und die Rolle der Medien in der politischen
Berichterstattung der USA.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 12. Mai 2023 2023-05-12 08:49:06