Dieser Roman von Lisa Jackson bewegt sich als Thriller zwischen Crime und
Psycho. Ermittlungen finden zwar durch zwei Detectives statt, aber sie stehen
nicht im Vordergrund. Da steht eher das Verhalten der Betroffenen, der Opfer und
deren Umfeld. Darum geht es bei Liar: Es beginnt actionreich mit der Flucht
einer jungen Frau in einem Auto von einem Anwesen. Es schneit, die Straßen sind
vereist, die Scheiben beschlagen. Sie flieht und schimpft auf das Wetter und
Ihren Freund. Dann kommt sie von der Straße ab. Das Auto bleibt stehen. Jemand
bedroht sie am Fenster mit einer Pistole.
Danach lernen die Leser den Unternehmer James kennen. Er liegt im Krankenhaus
und kann sich an nichts erinnern. So langsam kann aus Befragungen rekonstruiert
werden, das es wohl zwischen James und seiner Freundin (die vielleicht gar nicht
mehr seine Freundin ist?) zu einem heftigen Streit kam, bei dem ist er sich den
Kopf angeschlagen und ein Gedächtnisverlust erlitten hat. James und sein
Verhältnis zu mehreren Frauen scheinen für ihn ein Problem zu werden.
Besonders, da Megan verschwunden oder gar tot ist, wird er zum Tatverdächtigen
Nummer 1.
Lisa Jackson versteht es, die Spannung auch über die Struktur der Kapitel zu
präsentieren. Mit einem großen Volumen an Geschichten der Figuren wird
umfangreiches Konfliktpotential aufgebaut. Das geht hin bis zum Verhalten der
beiden Detectives untereinander. Aber zwischen allen Beteiligten, Verwandten,
Freunden und Freundinnen scheinen die Verhältnisse untereinander nicht ganz
klar zu sein. Hinter jeder Figur schlummert ein Geheimnis … oder auch
nicht?
Kapitel aus der Ich-Perspektive mit einem anderen chronologischen Datum als die
aktuelle Handlung zeugen davon, dass eine junge Frau irgendwo festgehalten wird.
Die Leser erfahren hier, auf was die Ermittler demnächst stoßen können. Sie
dürfen darauf gespannt sein.
Fazit
Ich mag die Settings von Lisa Jackson. Oregon, Montana und viel Schnee um
Weihnachten herum kommt nicht selten in ihren Romanen vor. Ebensowenig
entführte und irgendwo eingesperrte Frauen. Sie ziehen sich durch die Thriller
von Lisa Jackson. »Liar – Tödlicher Verrat« ist ein Standalone-Roman, der
in keine ihrer bisherigen Reihen passt. Er ist nicht weniger spannend und
vielleicht auch eine Studie zu neuen Ermittlern. Denn Rivers und Mendoza sind
schon spezielle Typen. Lesenswert! Empfehlenswert! Leserinnen und Leser dürfen
sich auf diesen Thriller im Schneegestöber freuen.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 02. Mai 2023 2023-05-02 15:46:31