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Howard W. French: Afrika und die Entstehung der modernen Welt

Afrika und die Entstehung der modernen Welt

von Howard W. French
Verlag: Klett-Cotta Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-608-98667-9

Preis: 35,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Worauf die moderne Wirtschaft und der Wohlstand des Westens fundamental beruhen

Es ist eines der Themen der Zeit. Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte Europas. Mithin gesagt, das jahrhundertlange "Aussaugen" eines ganzen Kontinents, Afrikas, zugunsten der Wirtschafstkraff, der Rohstoffsicherung, durchaus auch der preiswerten "Sklaven-Arbeitskräfte", die jahrhundertlang aus Afrika abgezogen, geraubt, erpresst, entwendet wurden, um die gut geölte Maschinerie der "Oligarchen" aller Couleur im "zivilisierten" Westen in Gan zu setzen und, am Ende, bis in die Gegenwart hinein in Gang zu halten. Eine Maschinerie, die auf der einen Seite der Welt massiven Reichtum und breiten Wohlstand entstehen ließ, in Afrika aber bis heute zu einer deutlichen "Unterentwicklung" sorgte in weitgehend fragilen autokratischen Systemen, Grausamkeiten und Bürgerkriegen "jeder gegen jeden", scheint es fast. So ist es auf den Punkt getroffen, wenn French, sorgsam recherchiert, fundiert im Wissen und fesselnd im Stil die Geschichte Afrikas mit dem "Rest der Welt" nacherzählt und dies auf den Punkt als "tragische Beziehung" kennzeichnet. Die nicht als "Schicksal" vom Himmel fiel, sondern strategisch so angelegt, so gehalten und so "gemacht" wurde.

"Es nicht zu wissen war hart. Es zu wissen war härter"!

Eine Geschichte, die in der traditionellen Geschichtsschreibung, wie French schon zu beginn aufweist, die Weichen für ein einseitiges Verständnis legt. Denn nicht "europazentriert" ist diese Geschichte der globalen Welt zu schreiben und zu lesen, sondern tatsächlich "afrikazentriert". Denn dann wird umgehend sehr vieles sehr viel klarer.

"...und man erzählt die Geschichte Afrikas so dramatisch falsch, dass es einer schwerwiegenden Fehldarstellung gleichkommt".

Ein falscher Ansatz, mit dem French in diesem glänzend vorgelegten buch nachhaltig und unmissverständlich aufräumt. Denn: "Nicht Europas Sehnsucht nach engeren Verbindungen mit Asien…..stieß anfänglich das Zeitalter der Entdeckungen an, sondern vielmehr der jahrhundertelange Wunsch des Kontinents, Handelsbeziehungen zu sagenhaft reichen schwarzen Gesellschaften zu knöpfen". Und, wie das in der Geschichte der Menschheit eher die Regel ist, wer dies skrupellos, mit überlegener Gewalt und List und Tücke vollzieht, der kann sich nachher in den Geschichtsbüchern als überlegener Sieger dann feiern lassen.

Wenn allgemein gesagt wird, dass am Anfang jedes großen Vermögens ein Verbrechen zu finden ist, so gilt dies in globalem Maßstab sicherlich in umfassender Form für die Ausbeutung Afrikas an Rohstoffen, Ressourcen und Menschen. Und, schaut man die Moderne an mit dem Wettlauf um Land, Rohstoffe, Wasser, mit dem Schüren auch von Gewalt und Unfrieden von außen auf dem Kontinent, so ist diese ausbeuterische Geschichte noch lange anscheinend nicht zu Ende geschrieben. Mit dem Unterschied, nach der Lektüre dieses Werkes, dies nun wirklich nicht mehr leugnen zu können.

Was vor allem im Blick auf den Anfang gilt. Auf die Ausgangslage, in der der Afrika Ende des 15. Jahrhunderts bei Weitem kein so primitiver, rückständiger Ort war, wie es die Vielzahl der Geschichtsschreibung und der verunglimpfenden Bezeichnungen im "Westen" nahelegt ("Kral", "Kaffern", "Affen", "Untermenschen" etc.). Was völlig selbst der Sicht Europas auf Afrika in den frühen Zeiten widerspricht, Als die Seemacht Portugal sich nicht scheute, Afrika als den "Motor alles Neuen zu kennzeichnen. So vollzieht French glänzend eine Geschichte von Gewalt, Unterdrückung, Ausnutzung und, vor allem, "Kleinhalten" und "Kleinkriegen" von allen Seiten her allein für den eigenen materiellen Nutzen, die Lesern und Leserinnen nicht selten die Schamesröte ins Gesicht zu treiben versteht. Und bleibt dennoch jederzeit sachlich auf der Faktenebene, mit denen er einen wesentlichen Teil traditionellen Geschichtsverständnisses fast ins legendehafte "überführt".
Fazit
Eine hoch empfehlenswerte Lektüre, nicht nur über einen konkreten Kontinent und seine lange "Chancenlosigkeit", sondern auch über das Wesen des Menschen und den Kapitalismus an sich und welchen Preis der immerwährende Tanz um das goldene Kalb täglich und auf Strecke kostet. Und wie es anders, kooperativer deutlich besser gehen könnte. Wenn man langfristige statt kurzfristige Gewinne im Sinn halten könnte.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 17. April 2023

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