Worauf die moderne Wirtschaft und der Wohlstand des Westens fundamental
beruhen
Es ist eines der Themen der Zeit. Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte
Europas. Mithin gesagt, das jahrhundertlange "Aussaugen" eines ganzen
Kontinents, Afrikas, zugunsten der Wirtschafstkraff, der Rohstoffsicherung,
durchaus auch der preiswerten "Sklaven-Arbeitskräfte", die
jahrhundertlang aus Afrika abgezogen, geraubt, erpresst, entwendet wurden, um
die gut geölte Maschinerie der "Oligarchen" aller Couleur im
"zivilisierten" Westen in Gan zu setzen und, am Ende, bis in die
Gegenwart hinein in Gang zu halten. Eine Maschinerie, die auf der einen Seite
der Welt massiven Reichtum und breiten Wohlstand entstehen ließ, in Afrika aber
bis heute zu einer deutlichen "Unterentwicklung" sorgte in weitgehend
fragilen autokratischen Systemen, Grausamkeiten und Bürgerkriegen "jeder
gegen jeden", scheint es fast. So ist es auf den Punkt getroffen, wenn
French, sorgsam recherchiert, fundiert im Wissen und fesselnd im Stil die
Geschichte Afrikas mit dem "Rest der Welt" nacherzählt und dies auf
den Punkt als "tragische Beziehung" kennzeichnet. Die nicht als
"Schicksal" vom Himmel fiel, sondern strategisch so angelegt, so
gehalten und so "gemacht" wurde.
"Es nicht zu wissen war hart. Es zu wissen war härter"!
Eine Geschichte, die in der traditionellen Geschichtsschreibung, wie French
schon zu beginn aufweist, die Weichen für ein einseitiges Verständnis legt.
Denn nicht "europazentriert" ist diese Geschichte der globalen Welt zu
schreiben und zu lesen, sondern tatsächlich "afrikazentriert". Denn
dann wird umgehend sehr vieles sehr viel klarer.
"...und man erzählt die Geschichte Afrikas so dramatisch falsch, dass es
einer schwerwiegenden Fehldarstellung gleichkommt".
Ein falscher Ansatz, mit dem French in diesem glänzend vorgelegten buch
nachhaltig und unmissverständlich aufräumt. Denn: "Nicht Europas
Sehnsucht nach engeren Verbindungen mit Asien…..stieß anfänglich das
Zeitalter der Entdeckungen an, sondern vielmehr der jahrhundertelange Wunsch des
Kontinents, Handelsbeziehungen zu sagenhaft reichen schwarzen Gesellschaften zu
knöpfen". Und, wie das in der Geschichte der Menschheit eher die Regel
ist, wer dies skrupellos, mit überlegener Gewalt und List und Tücke vollzieht,
der kann sich nachher in den Geschichtsbüchern als überlegener Sieger dann
feiern lassen.
Wenn allgemein gesagt wird, dass am Anfang jedes großen Vermögens ein
Verbrechen zu finden ist, so gilt dies in globalem Maßstab sicherlich in
umfassender Form für die Ausbeutung Afrikas an Rohstoffen, Ressourcen und
Menschen. Und, schaut man die Moderne an mit dem Wettlauf um Land, Rohstoffe,
Wasser, mit dem Schüren auch von Gewalt und Unfrieden von außen auf dem
Kontinent, so ist diese ausbeuterische Geschichte noch lange anscheinend nicht
zu Ende geschrieben. Mit dem Unterschied, nach der Lektüre dieses Werkes, dies
nun wirklich nicht mehr leugnen zu können.
Was vor allem im Blick auf den Anfang gilt. Auf die Ausgangslage, in der der
Afrika Ende des 15. Jahrhunderts bei Weitem kein so primitiver, rückständiger
Ort war, wie es die Vielzahl der Geschichtsschreibung und der verunglimpfenden
Bezeichnungen im "Westen" nahelegt ("Kral",
"Kaffern", "Affen", "Untermenschen" etc.). Was
völlig selbst der Sicht Europas auf Afrika in den frühen Zeiten widerspricht,
Als die Seemacht Portugal sich nicht scheute, Afrika als den "Motor alles
Neuen zu kennzeichnen. So vollzieht French glänzend eine Geschichte von Gewalt,
Unterdrückung, Ausnutzung und, vor allem, "Kleinhalten" und
"Kleinkriegen" von allen Seiten her allein für den eigenen
materiellen Nutzen, die Lesern und Leserinnen nicht selten die Schamesröte ins
Gesicht zu treiben versteht. Und bleibt dennoch jederzeit sachlich auf der
Faktenebene, mit denen er einen wesentlichen Teil traditionellen
Geschichtsverständnisses fast ins legendehafte "überführt".
Fazit
Eine hoch empfehlenswerte Lektüre, nicht nur über einen konkreten Kontinent
und seine lange "Chancenlosigkeit", sondern auch über das Wesen des
Menschen und den Kapitalismus an sich und welchen Preis der immerwährende Tanz
um das goldene Kalb täglich und auf Strecke kostet. Und wie es anders,
kooperativer deutlich besser gehen könnte. Wenn man langfristige statt
kurzfristige Gewinne im Sinn halten könnte.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 17. April 2023 2023-04-17 15:24:06