Achtsam verfasste "Neufassung" mit vielfach ergänzendem Material
Sei es die Geschichte von Sir Marrok und dem Wolf. Oder der Papageien-Ritter.
Vielleicht auch die "Abenteuer des Schonen Unbekannten". Oder der
nähre Blick auf Arthurs Kampf gegen die Pikten in Schottland mit seinem
damaligen Hauptquartier Carlisle, in dem er nach seinem großen Erfolg leider
den "verarmenden" Ritter Lanval wohl vergessen hatte. Vergessen, aber
nicht verloren, so könnte man sagen.
Nicht nur, was Ritter Lancal angeht, sondern was auch wie ein Thema über dieser
Neuerzählung der Arthur-Legenden stehen könnte. In der traditionell nicht
unbedingt bekannte Personen und "Untererzählungen" der großen Sage
eine erhebliche Rolle spielen. Wie "Guingamor und Guerrehes". Eine
Geschichte, die ein großes Geheimnis enthält, was durchaus eine gewichtige
Rolle im "Hauptverlauf" der Sage mit bestimmen kann. Oder die
Abenteuer des "Adler-Jungen", die eng zu tun haben mit dem
"Ritter der Jagd", Richard dem Jüngeren.
All diese auch "Nebengeschichten" sind mit ein Hauptanliegen von John
Matthews, mit denen er die Legende von König Arthur und seiner Tafelrunde auf
Schloss Camelot, von Arthur selbst samt der tödlichen Fehde mit seinem Sohn
Mordred, von Sir Gawain und Sir Perceval und dem Gral ergänzt, vertieft, um ein
vielfaches erweitert. Und das alles in sehr angemessenem Stil, der den alten
Übersetzungen und Erzählungen der Sage überaus entspricht und Leser und
Leserinnen umgehend in diese magische Welt, bei Merlin beginnend, von der ersten
bis zur letzten Seite mit hineinzieht. Was im Übrigen auch ein klares Zeichen
dafür ist, wie zeitlos jener Versuch der Kooperation und des Friedens trotz
vieler Fehden und auch Kriege sich seit dem frühen Mittelalter darstellt. Und
wie sehr Charisma und Mut eines "edlen Königs" auch in der Moderne
noch anziehend wirken.
"Die Auswahl der Geschichten in diesem neuen Band umfasst das gesamte
Spektrum des Sagenkreises um König Artur, von den Kelten bis zum
Spätmittelalter. Dazu gehören Geschichten von Sir Lanzelot /mit einem stark
unterschiedlichen Bild seines Charakters, als traditionell vermittelt)",
wie auch die Gralsgeschichte mit anderen Schwerpunkten und Bedeutungen verswehen
ist, wenn es um "Sir Perceval" im Buch gehen wird. Bis hin zur
"Restaurierung" des Bildes von Sir Gawain als eben jenes strahlenden
Helden und engem Vertrauten des Königs, wie er zu Beginn der Legendenbildung
gedacht war.
Was Matthews gekonnt umsäumt mit vielfach unbekannten größeren und kleineren
Erzählungen um König Arthur und seine Ritter herum. Wobei die alten,
keltischen Erzählungen ("Sir Gawain und der ohrlose Hund" u.a.) eine
andersartige, zunächst etwas fremd, dann aber überaus interessante, ganz
eigene Atmosphäre dem Sagenkreis noch beifügen.
Fazit
Alles aber, wie bekannt und weiterhin gültig, sind legendhafte Illustrationen
der bekannten Kernthemen: Ritterlichkeit, Christlichkeit, die Suche nach
Abenteuern als Lebensinhalt, die höfische Liebe und ihr Irrungen und Wirrungen,
Vor allem aber, und das arbeitet Matthews wunderbar erzählt heraus, sind es die
Begegnungen zwischen den "Welten". Nicht unbedingt zwischen "Gut
und Böse", was als Motiv natürlich auch stark vorliegt, mehr aber noch
als die "Andersartigkeit" einer "Anderswelt", die
unablässig versucht, in die gewohnte und geordnete Welt einzudringen. Eine
bekannte Welt, deren Ordnung Arthur eben vor allem versucht, überhaupt erst
herzustellen und dann ständig zu sichern. Eine ideal und ein fast spirituell zu
nennender Versuch, der bis hin zur Gegenwart das Denken und Leben mitprägt.
Was in der Letzten Geschichte, dem Besuch eines Mannes namens Guillermo des
Toerella in Avalon in melancholischer Atmosphäre dieses anregende Werk
beschließt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 23. März 2023 2023-03-23 15:23:56