Von Zweien die auszogen.....
Ein wenig irreführend ist das alles schon, mit dem Buch, dem Selbstversuch und
vor allem dem Titel des Buches.
"Reich kann jeder" stimmt allerhöchstens insoweit, wenn man innere
Ruhe und das Wagen von Erfahrungen als "Reichtum" bezeichnet. Wer nach
einigen Stunden "Strandsammeln" (mit durchaus ausgefallen Ideen)
zwischen 150 und 300 Euro eingenommen hat, der ist zumindest materiell nicht
unbedingt auf dem Weg zum großen Reichtum. Soviel dann auch vorweg gesagt, es
verbleibt nach der Lektüre des Buches eher der Eindruck, dass die ganze Sache
eher ins Soll denn ins Haben gerutscht ist. Denn um mit den "Reichen"
mithalten zu können, in deren Kreisen sich zu bewegen, durchaus Investitionen
in Kleidung und Beiwerk wurden von den Autoren getätigt. Dem gefühlten
Anschein nach deutlich mehr, als an Gewinn auf dem Weg zum Reichtum
"eingesammelt" wurde.
Nürnberger und Rentzow gehen zunächst auf ihrer Suche nach Reichtum den Weg,
sich an jene Orte zu bewegen, an denen eben die Reichen eher unter sich sind.
Der Starnberger See ist hier die erste Adresse, aber auch St. Tropez und andere
Orte werden folgen. Und vielfache Ideen (als Mittler für den Verkauf der Reste
der Berliner Mauer, als Investoren für eine professionelle Pokerspielerin unter
Gewinnbeteiligung, mit exotischen Angeboten am Strand und in Spanien) erproben
die beiden "Reichtumssucher" den Weg zum pekuniären Erfolg. Auf
diesem Weg kreuzen zudem Personen ihren Weg. Gespräche mit dem Freiherrn von
Knigge, mit der Stilberaterin Laura Reinking, mit dem Konversationsexperten
Alexander von Schönburg und manch anderen kommen Nürnberger und Rentzow ins
Gespräch, immer auf der Suche nach dem rechten Habitus, den "goldenen
Regeln" für den Eintritt in die Welt der Reichen. Auch hier sei bemerkt,
dass diese Gespräche weniger sich aus Situationen oder Sympathie ergeben haben,
sondern im Zuge des Buchprojektes ein gewisses Interesse auf der "anderen
Seite" mit im Raume stand. Letztlich kann das Buch und die darin
geschilderten Begegnungen nicht den Eindruck entkräften, dass "Otto
Normalverbraucher" im Leben nicht zum Gespräch mit Gunter Sachs
Gelegenheit gekommen wäre. Und ebenso die meisten anderen der
"Promis" im Buch nur aus der Ferne zu Gesicht bekommt (wenn
überhaupt).
Fast verzweifelt oder naiv wirkt die ein oder andere "Geschäftsidee",
sich dem pekuniären Reichtum entgegen zu robben. Wer also den Titel des Buches
für bare Münze nimmt, wird sich enttäuscht wiederfinden, denn, immer auf das
Materielle bezogen, reich kann eben nicht jeder. Vor allem nicht ohne Geld.
Die Ausgangsfrage Rentzows, "wie wird man in Deutschland eigentlich
reich?", sie wird letztlich Buch eindeutig nicht beantwortet. Viel ist zu
lesen von der "Welt der Reichen", von Umgangsformen,
Beziehungsgeflechten, modischen (teuren) Notwendigkeiten. Aber das reine
Nachäffen äußerer Formen (oder das Hineinschleichen in die fremde Welt derer
"da oben") führt, wie an den beiden Autoren zu sehen, nicht wirklich
zu materiellem Reichtum. Die Interviews und Gespräche geben keinen Aufschluss
für Geschäftsideen. Der Versuch, die eigene Wohnung als "Location"
für Filmschaffende anzudienen füllt die Kasse ebenso wenig nachhaltig wie das
Einsammeln von Geld für eine fiktive Heirat im spanischen Cafe.
Was verbleibt ist ein Eindruck in die konkrete Lebenswelt mancher reicher
Menschen. Neureiche, wie der Erfolgscoach Vojta und alteingesessene wie der
Freiherr von Knigge. Ein Eindruck, der durch einen der Sponsoren des
Experiments, die Merriott Hotel Kette, stilecht zumindest vom Umfeld her
ermöglicht wird. Was ebenso verbleibt ist die ein oder andere humorige
Schilderung und anregende Begegnung, wobei die wohl interessanteste mit Gunter
Sachs im Buch leider nicht wirklich geschildert wird. Das alles in gut lesbarer,
leichter und lockerer Sprache zu Papier gebracht. Was vor allem bleibt ist ein
Einblick in so manche Unsinnigkeit (und auch Unlauterkeit) dessen, was
"reiches Leben" in Deutschland eben auch ist und die im Raum
verbleibende Frage, ob das wirklich so anstrebenswert wäre.
Fazit
Im Gesamten eine "leichte" Lektüre über ein "so tun als
ob" ohne durchschlagenden Erfolg. Bis auf den, dass der Leser nachher
weiß, mit welchen "Geschäftsideen" man materiell nicht reich wird.
Und ebenso ins Grübeln gerät, ob es für ein "reiches Leben"
tatsächlich ausufernder materieller Mittel bedarf.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 22. Dezember 2011 2011-12-22 11:18:25