Über Marotten und Strukturen großer Autoren
Am Ende ist und bleibt es so, allen Themen von Romanen, allen Dingen in Romanen,
allen Personen, welche die Geschichten der gro0en Autoren tragen, wohnt eines
inne: Dass ebenjene Autoren all das mit "zum Abbild der eigenen
Person" machen. Nicht nur im jeweiligen Stil des Schreibens, auch in der je
eigenen Sicht auf die Welt und ihre Abläufe. Und so wundert es nicht, dass so
gut wie alle und, in oft besonderem Maß, sehr erfolgreiche und große
Schriftsteller dieses "zum Abbild machen" auch in ihren privaten
Strukturen und Eigenarten manifestieren.
Eigenarten, Informationen, Betrachtungen der Persönlichkeiten und der
Lebensstrukturen, denen Alex Johnson in diesem Buch informativ und interessant
für auf das Thema neugierige Leser und Leserinnen nachgeht.
Sei es das unbedingte Drängen nach einem "Zimmer für sich allein"
(Virginia Woolf hat dem einen Vortrag gewidmet, von Thomas Mann sind zahlreiche
Berichte über dieses "Zimmer" und sein Interieur erhalten, so gut wie
alle Schriftsteller benötigen diesen, ihren "Arbeitsplatz" nach
eigenen Vorstellungen gestaltet)- und solch Räume sind in der Regel immer
anders, interessant und faszinierend, eben "Schreibwelten" besonderer
Couleur. Wie Johnson zu Beginn auf den Punkt bringt, was ein Sohn berühmten
Mann wie Hallam Tennyson erfühlte: "Der niedrige Raum erfüllte…..mit
einer Ehrfurcht und Traurigkeit, die man nicht in Worte fassen kann".
Und so folgt der Leser und die Leserin Johnson gerne, wenn er in buntem Reigen
von Isabell Allende, Anton Tschechow, Roald Dahl, Charles Dickens, Ian Fleming,
Astrid Lindgren, George Orwell, J.K.Rowling, John Steinbeck, Mark Twain und
vielen anderen berichtet. Nicht unbedingt in intimen Details, aber in einem
charakteristischen Blick auf persönliche Vorlieben, Einrichtungen, Werkzeuge,
auch Atmosphären, die jeder und jede der Schriftsteller/innen dringlich
benötigten, um ihrer literarischen Welt ihr "Abbild des Lebens"
aufzuprägen.
Wie Ian Fleming grundlegend "Arbeitsurlaub mit striktem Zeitplan"
nahm. Für die 2Frecksarbeit", das wieder und wieder Schauen, Korrigieren,
Formulieren, den "Arbeitsteil jeden Buches", der neben Idee und Talent
überwiegend für die Entstehung eines Werkes notwendige Voraussetzung ist. Was
Ian Fleming in seinem Ferienhaus "Goldeneye" in Jamaika je anging.
Nach dem morgendlichen Schwimmen, dem Frühstück und dann neun Uhr am Tisch im
Arbeitsbereich des Hauses. Um auf Folio-Papier mit immer doppeltem Zeilenabstand
seine Werke zu "arbeiten".
Oder dass Margaret Mitchell, die nur einen echten Bestseller ("Vom Winde
verweht") schrieb in ihrem "Appartement 1" (oder
"Absteige" genannt) und diesen "von hinten nach vorne"
verfasste )was nicht die Regel der Schriftsteller unbedingt ist). Obskur
durchaus, was nicht breit bekannt ist, dass jedes Kapitel in einem eigenen
Briefumschlag aufbewahrt wurde und dennoch am Ende im Manuskript keinerlei
Ordnung herrschte. Demgegenüber Margaret Atwood die handwerkliche Seite des
Berufes völlig entspannt betrachtete ("Wer braucht schon ein
Arbeitszimmer"?).
Weder schreibt die Autorin täglich, noch wohnen ihr besondere Rituale inne.
Erst mit der Hand, dann mit der Textverarbeitung (ihre persönliche
"Feuerwalze"). Was durchaus auch auf den vielen Reisen seinen Platz
findet, wie es eben gerade kommt. Und gerne auch im Liegen oder Hocken. Eine
Frau, für die gerade die Abwesenheiten von Routinen der Schlüssel zum
persönlichen Arbeitsstil ist.
Fazit
Vielfaches über genau diese Arbeitsweisen werden im Buch vor Augen geführt und
am Ende hat man durchaus das Gefühl, die Personen hinter den Werken ein gutes
stückweit näher kennengelernt zu haben.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 17. März 2023 2023-03-17 13:22:08