Der Titel des Buches erregt Aufmerksamkeit - und wahrscheinlich gemischte
Gefühle: "Aus Liebe zu Deutschland". Wie ist das gemeint, was steckt
dahinter - "Liebe" zu dem Land, in dem wir leben? Provokation?
Nationalistisches, rechtes Gedankengut? Alles weit gefehlt! Es ist eine
Erklärung. Geschrieben mit Empathie und aus voller Überzeugung.
Der gebürtige Ägypter Hamed Abdel-Samad emigrierte nach Deutschland, aus
Überzeugung und machte Deutschland zunächst zu seiner Wahlheimat, später zu
dem Land, in dem er aus Überzeugung lebt. Diese Überzeugung beschreibt er in
seinem vorliegenden Buch und hinterfragt zahlreiche Aspekte. Gemeinsame
Identität, Erinnerungs-, Willkommens- und Wutkultur, der deutsche Michel als
Symbolgestalt des Untertanen und sein Weg zur Demokratie - ein langer und
oftmals steiniger Weg, aber auch ein Weg mit einem Happy End? - Es liegt an uns!
Davon ist der Autor überzeugt und er ist zuversichtlich. An eben dieser
Zuversicht lässt er uns teilhaben.
Fazit
Hamed Abdel-Samad legt ein brillant geschriebenes Buch vor, das ohne jegliche
Frage eine breite Leserschaft verdient hat und hoffentlich finden wird. Ertrag-
und geistreich beschreibt er ein Land, das er bereits in seiner alten Heimat
Ägypten als Land auserkor, in dem er Leben möchte und seit vielen Jahren
nunmehr lebt. Ein Land, das er bewundert. Seine Bewunderung, seine Verwunderung
über das fehlende Selbstbewusstsein der (autochthonen) Deutschen in einer
lebens- und liebenswerten Demokratie zu leben, beschreibt er im vorliegenden
Werk. Begriffe die einem "Bio"-Deutschen schwer über die Zunge gehen,
oder schwer zu Papier gebracht würden, wie beispielsweise Patriotismus und
Leitkultur greift er auf, kritisiert und kommentiert sie. Wer den Sichtweisen
und Argumenten folgt, wird nachdenklich. Zwischen "German Angst" und
Überheblichkeit ist viel Platz für ein gesundes - eben nicht völkisches-
nationales Selbstbewusstsein als Chance zur eigenen Identität, gleichgültig ob
Bürger mit oder ohne Migrationshintergrund. Der Untertitel: "Ein
Warnruf" weist darauf hin, dass es berechtigten Grund zur Sorge gibt, nicht
zu unrecht! Deshalb: bitte lesen!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 12. November 2020 2020-11-12 08:49:36