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Boris Cyrulnik: Die mit den Wölfen heulen

Die mit den Wölfen heulen

von Boris Cyrulnik
Verlag: Droemer Knaur [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-426-27900-7

Preis: 24,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 22. Dezember 2024]
Fundierte Betrachtungen über "Anpassungsdruck" und "Anpassungswilligkeit"

Boris Cyrulnik ist Neuropsychiater und hat seinen Schwerpunkt in das Thema der "Resilienz" gesetzt. Zu dem natürlicherweise auch das Thema der "Widerstandsfähigkeit gegen den Konformismus" besteht, sei es dabei das "Mitläufertum" oder die mangelnde Kraft und Fähigkeit, "Einflüsterungen" kritisch gegenüberzustehen und zu widerstehen. Was vielleicht, wie er im Vorwort schildert, mit an seinen persönlichen Erfahrungen der Kindheit liegt. Wie doch viele beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Bordeaux mehr und mehr "sich anpassten" und wie ein Kleidungsstück die "fesche Parade" und die "neue Ordnung" eben nicht nur aus Angst, sondern auch beeindruckt übernahmen.

Wie dann, einige Jahre später, sich "schreckliche Übermenschen" in "angenehme Zeitgenossen" verwandelten. Zeiten, in denen allerdings nicht nur "Anpassung", sondern bei anderen eben "Widerstand" erwuchsen. Warum das so ist, warum die einen schnell sich "nach dem aktuellen Wind" ausrichten und andere wiederum in solchem Geschehen umgehend in den inneren wie äußeren Widerstand gehen, auch das ist Teil der Themen, die Cyrulnik im Werk nun behandelt. Wie auch jene inneren Entwicklungen, die teils zu umgehend schnellen Veränderungen führen.

"Ein einfacher Satz: "Der Krieg ist vorbei", ein paar Worte auf einem Blatt Papier mit einer Unterschrift hatten genügt, um die Einstellung zu ändern und ein Umdenken zu bewirken".

Als Resümee aus diesen Erfahrungen als Kind zog der erwachsene und kundige Neuropsychiater ein Axiom, das als roter Faden als Grundlage sich durch dieses Werk nun zieht. "Wer das Abenteuer des Menschseins wagen will, muss Selbstvertrauen entwickeln". Ein Prozess, der im besten Falle direkt beim Aufwachsen durch die Eltern und "den Clan" beginnt, der aber auch später im Leben, mühsamer vielleicht, durch Erfahrungswissen und ein "sich selbst kennenlernen" noch in das Leben zu treten vermag.

Am Ende sind es jene persönlichkeitsbildenden Geschehnisse der Kindheit vor allem, die am Ende "Konformismus oder "Non-Konformismus" als Basis der Person in den Raum des Lebens stellen. Und so gilt es, später im Leben, ans ich zu arbeiten, sich selbst aktiv zu entwickeln, um vom "Vorurteil" zum "Urteil" gelangen zu können, um "sichere Bindungen" zu erlangen und damit sich die Zeit in Ruhe nehmen zu können, einen Gedanken in ruhe zu betrachten un abzuwägen, statt in "unsicherer Bindung" zu verbleiben und damit anfällig zu sein und zu bleiben für "Gewissheiten", mitsamt dem Problem, auf Vorurteile und populistisch mit Inbrunst vorgetragene Ideen hereinzufallen. Die am Ende doch nur vermeintlich als "Festlegungen" dem Leben scheinbare Gewissheit vermitteln.

Was im späteren Alter einfach, da macht Cyrulnik dem Leser nichts vor, nicht einfache Prozesse zur "Umorientierung" sein werden. Denn das Gedächtnis und die persönlichen Erinnerungen sind "zweckorientiert" und suchen sich in der Vergangenheit je ihre vermeintlichen Fakten, welche die konkrete eigene Weltsicht bestätigen. Was an Inhalten allerdings ein stückweit je aus dem Erzählfluss auf der Blaupause der Besetzung durch den Nationalsozialismus vermittelt werden. Dem muss man als Leser und Leserin dann auch folgen wollen, um anhand dieses praktischen Erlebens die grundlegenden Erkenntnisse des Werkes aufnehmen zu können.

Dennoch bietet Cyrulnik ein fundiertes und tiefes Wissen um auch das eigene Leben. Dass es der Bereitschaft auch zum Konflikt mit dem Umfeld bedarf, um zu eigenen Positionen zu gelangen und die "emotionale Wüste" der Erzählungen andere zu entfliehen, denen nicht Wenige des eigenen Umfelds plötzlich beginnen, anzuhängen.

"Zum drängenden Teufel wird, wer uns zum gedankenlosen Handeln zwingt".
Fazit
Eine interessante und wichtige Lektüre, um die eigenen inneren Prozesse des Drangs nach Konformität zu erkennen und je zum eigenen, klaren Urteil im Getöse der Massen dennoch gelangen zu können.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 17. März 2023

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