Nahtlose Fortsetzung
"Am Ende trifft man doch nur Leute, denen der Name nichts sagt".
So sieht sich Andreas Dorau nach seinem "Welthit", "Fred vom
Jupiter". Aber zum einen stimmt das nicht unbedingt, denn durchaus können
sich ja, zumindest einige, an ihn (und das nicht nur in Verbindung mit dem einen
Hit" erinnern und zum anderen hat Dorau ja nicht aufgehört, Musik zu
kreieren und damit vor Publikum aufzutreten. Auch wenn es natürlich stimmt,
zumindest aus seiner Perspektive, dass das "neue Jahrtausend nicht
gut" für ihn begann. Die "Hitmaschine lahmte". Dorau "hing
in der Luft, "wohlhabend und am Ende". Und doch gilt, auch in privaten
Schlägen, "danach konnte es nur noch besser werden". Der Ansatzpunkt
dieses zweiten Bandes der Biographie Doraus, geschrieben von Sven Regener.
Und munter können Leser und Leserinnen in Inhalt und Stil Doraus Lebenspfaden
bestens folgen, Pfaden, die einerseits ein deutliche Stück weg von der
Alltagsrealität der meisten Menschen sich bewegt, aber eben ebenfalls deutlich
unterhalb der ehemaligen Bekanntheit und Erfolge. So dass sich, mit
Rückschlägen wie jener Auftritt im "Goethe Institut" in Moskau
(trocken und humorvoll im Stil vorgelegt), mehr und mehr die Kunst, das Denken,
der Künstler in den Vordergrund schieben und so manches, was zunächst schräg
erschien, feste Ankerpunkt durch das Leben Doraus findet. Und was, für Dorau
selbst, hier und da überaus überraschend breiter Betrachtung und Anerkennung
gefunden hat.
Neben den traurigen Momenten, die zwar ebenfalls trocken im Stil erzählt
werden, aber dennoch, gerade durch diese direkte Form des Erzählens, unter die
Haut gehen. 2007, als Doraus Mutter starb und wie "das Leben kalt"
wurde, das ist so ein Moment, den sicherlich viele beim Tod von Mutter oder
Vater oder beiden sehr nachfühlen können. Wenn der innere Rückhalt des Lebens
wegbricht, wenn man sich im erwachsenen Leben noch einmal innerlich ganz neu
"erfinden" muss.
"Weil es niemanden mehr gab, der mir so selbstverständlich helfen
konnte".
Bis hin aber auch zur Marotte, "gerne zum Arzt" zu gehen und das eher
wegen der Zeitschriften im Warteraum, von denen "Das Goldene Blatt"
und ähnliches es Dorau besonders angetan hatten. Arztbesuche, die dann auch den
Titel des Buches erklären. Auf ganz andere Weise, als man es vermuten könnte.
Und mit einem überraschenden Ergebnis, was die Größe seines Gehirns am Ende
anging. Wohin immer das dann auch führen mag.
Was im Weiteren zur überhaupt erst mal entflammenden Liebe zum Gitarrensound
führen wird und damit auch eine neue Phase des musikalischen Schaffens
einleitete. Was alles durchaus interessant zu lesen ist und so am Ende Dorau
erfreulicherweise seine starke Unlust am "Ich, ich, ich", am schreiben
(lassen) über sich selbst überwunden hat. Auch um zu erfahren, wie man damals
mit etwas Geschick im Marketing und Produkt doch noch einmal in die
"Charts" einsteigen konnte.
Fazit
Es gilt eben, was Dorau lakonisch als Quintessenz auch zieht:
"Manchmal ist die Welt besser, als man denkt".
Wofür dieses flüssig zu lesende und doch in ganz eigenem Ton verfasst Werk
ebenfalls spricht.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 16. März 2023 2023-03-16 12:50:14