Routiniert, aber spannend und gut zu lesen
Auch wenn Grisham seit eh und je bereits "sein Thema" gefunden hat.
Auch wenn es immer um Anwälte, Jurys, Firmen, Verflechtungen und dunkle
Geschäfte geht, eines stimmt im Blick auf Grisham nicht: "Kennst Du einen,
kennst Du alle" trifft nicht zu. Immer wieder seiht der Leser sich anderen
Perspektiven, anderen Herausforderungen für die Hauptpersonen gegenüber oder
die Verstrickungen, Unsauberkeiten und Verbrechen liegen noch einmal potenziert
zu andren Werken vor.
Das gilt auch für das neueste Werk des Autors, in dem es ans
"Eingemachte" des Rechtssystems der USA geht. Denn was passiert, wenn
nicht nur ein Angeklagter oder ein smart wirkender Firmenanwalt oder ein
Jury-Mitglied oder manch nur vermeintlicher "Hüter von Recht und
Ordnung" kriminell ist, sondern gar ein Richter selbst? Und dass
"nicht nur ein bisschen" und nicht im Sinne von Korruption oder
anderweitiger eigener Bereicherung, sondern sich quasi als
"Vollzugsinstitution" sieht? Einfach mordet?
Das ergibt sich im Lauf der Lektüre für Lacy Stoltz, dem Grisham-Kenner
bereits bekannt, deren Job es ist, Gerichte und deren handelnde Personen zu
beaufsichtigen - aber wer wird ihr überhaupt glauben? Und wie wird sich ein
betroffener Richter zur Wehr setzen wollen und können? Der in dieser Hinsicht
über mannigfaltige Erfahrungen bereits verfügt?
"Sie haben keine Ahnung, Lacy, was für ein emotionales Trauma ich
durchgemacht habe, um diesen Punkt meines Lebens zu erreichen. Ich bin ein
Wrack" - und einige Minuten später: "Ich weiß es. Mein Vater war
eines seiner Opfer".
Da sind gerade mal gut 10 Seiten verstrichen, Grisham führt daher den Leser von
Beginn an mitten hinein in den Fall und die Bedrohung, die von da an sich weiter
und weiter auch für Lacy selbst aufbauen wird. Denn ihr Gegner ist, was den
Schutz der eigenen Person, die Lust an der Gefahr und die Nervenstärke, die er
für seinen "Lebenswandel" benötigt, mit allen Wassern gewaschen.
Fazit
Schritt für Schritt nun breitet Grisham die Ermittlungen vor den Augen des
Leers aus. Von spannenden Momenten über das kleinteilige Handwerk (wenn
Passagierlisten überprüft werden müssen) mit einigen interessant gestalteten
Nebenfiguren angereichert (Sadelle, deren "Medizin" gegen die schwere
Krankheit vor allem die Arbeit mit Lacy ist).
Vor allem aber die hier und da auch unorthodoxen, immer aber von Mut getragenen
Ermittlungsmethoden Lacys und der ihr gegenüberstehende "perfekte
Mörder" tragen den Thriller bestens und machen es für den Leser schwer,
das Buch wieder aus der Hand zu legen, bevor nicht die Tiefen des Darknet, die
Methode des Mörders und die Hintergründe insgesamt aufgeklärt sind.
Ein, wieder einmal, sehr empfehlenswerter Thriller von John Grisham.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 25. Mai 2022 2022-05-25 14:31:21