Dieser Roman von Rainer Wittkamp ist posthum erschienen und herausgegeben aus
seinem Nachlass von Günter Butkus und Alexander Häusser. Für die
Veröffentlichung dieser Geschichte, die sich der jüngeren deutschen Historie
annimmt, war dem Schriftsteller und Drehbuchautor leider keine Zeit mehr
geblieben. Er starb 2020 überraschend und viel zu früh.
Peter Körber, Kind aus dem Zweiten Weltkrieg, wächst bei seinen Stiefeltern in
Ostberlin auf. Sein Stiefvater ist linientreu der Partei und dem Staat
gegenüber. Er lenkt Peter auf den richtigen Weg, fördert dessen Karriere. Eine
frühe Begegnung mit dem Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, prägt
Peters Lebensweg. Bis zu einem entscheidenden Ereignis, in dem er von seinem
leiblichen Vater erfährt.
Sein leiblicher Vater war in der Zeit des Nationalsozialismus Henker im Auftrag
der deutsche Regierung. Die Geschichten von Vater und Sohn sind weitestgehend
als zwei separate Geschichten erzählt. Die des Vaters beginnt, nachdem der Sohn
von seinem leiblichen Vater erfährt. Aber erst in einem dritten Teil erfährt
der Leser, wie der Sohn mit dem Wissen um seinen leiblichen Vater umgehen wird.
Überraschungen sorgen für weitere Spannung und bieten ein überraschendes
Ende.
Rainer Wittkamp erzielt einen Familiendrama über zwei Generationen hinweg.
Detailliert zeigt er den Zwiespalt zwischen den privaten Interessen einerseits
und dem vom Staat aufgezwungenen Erfordernissen andererseits. Vater und Sohn
werden zu Schritten gedrängt, die sie im Innersten nicht wirklich wollten. Aber
um Leben zu können, fügen Sie sich in die Notwendigkeit und scheinen daran zu
zerbrechen.
Anhand beider Figuren zeigt der Autor nachvollziehbar, wie aus unbescholtenen
zukunftsgewandten Menschen ohne ihr wirkliches Wollen Täter werden. Und
trotzdem stellen siech auch diese Täter die Frage, ob das denn wirklich so
schlimm war, was sie gemacht hatten. Schließlich mussten sie es doch machen.
Besonders den Teil um Peter Körber im Berlin der DDR fand ich sehr authentisch
und nachvollziehbar geschrieben. Eine Fähigkeit, die nicht jedem im Westen
geborenen Autor liegt. Rainer Wittkamp beweist mit dieser Geschichte, dass er es
konnte. Der Roman versucht, die Schwarz-Weiß-Sichtweise, wie sie auch heute
immer wieder praktiziert wird, in viele Grautöne aufzulösen. Er zeigt, dass
man Menschen nicht immer nach dem ersten Bild beurteilen sollte.
Fazit
Ein beeindruckender und lesenswerter Roman, der bei Pendragon erschienen ist.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 13. März 2023 2023-03-13 10:50:19