Mit diesem Roman lockt die Autorin Kristina Hauff ihre Leser auf einen
Segeltörn. Sie beschreibt die Schönheit einer solchen Reise mit emotionalem
Engagement, obwohl es in der Handlung alles andere als beschaulich zugeht. Der
Rechtsanwalt Andreas einer Kanzlei hat den Segeltörn zum Kitten seiner Ehe mit
Caroline organisiert. Zusätzlich hat er einen frisch in der Kanzlei
angestellten Anwalt und dessen Freundin eingeladen. Drittes Ehepaar beim Segeln
sollten der Skipper und dessen Frau sein. Doch letztere ist krankheitsbedingt
abgemeldet.
Andreas ist ein Mensch, der es genießt, wenn andere zu ihm aufschauen. Das
sollte auch seine Frau. Aber nicht mal dieser Segeltörn bringt sie dazu, ihrem
Mann mit einem lobenden Wort zu schmeicheln. Gut, dass er den Angestellten
eingeladen hat. Dieser himmelt ihn an, weil er gerne Partner in der Kanzlei,
also Teilhaber statt Angestellter, sein möchte. Doch die Enge auf dem Segelboot
wird für die fünf Menschen an Bord zu einer Zerreißprobe.
Den Formulierungen der Autorin kann man die Liebe zum Detail entnehmen. Sie
beschreibt einen Mikrokosmos von Beziehungen, Befindlichkeiten, Verflechtungen
und Abhängigkeiten, wie sie Menschen nur erleben, wenn sie ihren Aufenthaltsort
nicht verlassen können. Wenn Menschen in kritischen Situationen nicht
voreinander fliehen, sich aus dem Weg gehen können, kommt es unweigerlich zu
emotionalen Sprengstoff. Kristina Hauff hat solch eine Situation wie durch eine
Lupe betrachtet detailgenau beschrieben.
Um dies zu erreichen, wird für die Sicht auf das Geschehen die Perspektive
gewechselt. Die Kapitel sind jeweils mit dem Namen der Figur überschrieben, aus
deren Sicht es geschildert wird. Elegant wird manchmal das Ende des
vorhergehenden Kapitels in das neue übernommen.
Besonders schön fand ich die Klammer um die Haupthandlung herum, die aus einem
Prolog und einem Epilog besteht. Diese Klammer beschreibt das Geschehen sechs
Wochen nach dem einschneidenden Ereignissen, liegt also in der Gegenwart,
während die Haupthandlung bereits vergangen ist. So wird im Prolog bereits
deutlich, dass einige Wochen zuvor etwas Schreckliches passiert sein muss. Bis
zum vorletzten Kapitel erfährt man dann, was an Bord der Yacht passiert und wie
sich die Menschen aneinander reiben. Doch die letzte Auflösung gibt es dann im
letzten Kapitel als Epilog. Das ist wunderbar konstruiert.
Fazit
Der Roman macht Lust auf Segeln und gibt Einblicke in menschliche Abgründe. Er
zeigt aber auch Wege aus den Tiefen heraus. Einfach nur empfehlenswert!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 21. Februar 2023 2023-02-21 16:43:35