Philipp Austermanns "Ein Tag im März" beleuchtet die Ereignisse rund
um die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 23. März 1933, das den
Untergang der Weimarer Republik besiegelte, sich also in diesen Tagen zum 90.
Male jährt. Philipp Austermann ist selbst studierter Jurist, arbeitete früher
als Parlamentsbeamter und lehr heute Staats- und Europarecht. Das Buch eines
echten Kenners und Fachmannes.
Nach einigen einleitenden Worten beleuchtet Austermann die Vorgeschichte der
Entstehung des unheilvollen Ermächtigungsgesetzes und sodann die Abläufe an
jenem verhängnisvollen 23. März 1933. Hierbei werden vor allem die
verschiedenen politischen Akteure genauer unter die Lupe genommen. Die
(berechtigte) Frage, ob denn das "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und
Reich", wie das Ermächtigungsgesetz im formellen Titel benannt wurde,
tatsächlich verfassungskonform war und somit rechtens, wird im dritten
Abschnitt aufgegriffen und diskutiert, bevor auf die tatsächlichen Wirkungen
des Gesetzes und die historischen Lehren eingegangen wird.
Fazit
Der Autor vermittelt dem Leser auf anschauliche Weise (also: keine Bedenken, man
muss selbst kein Jurist sein, um dem Inhalt folgen zu können), wie dieser
einschneidende historische Moment zustande kam und welche Auswirkungen er hatte.
Besonders beeindruckend ist die Schilderung des Tages der Abstimmung über das
Ermächtigungsgesetz selbst. Austermann erzählt die Ereignisse dieses Tages
eindrucksvoll realitätsnah. Der Leser wird in die Atmosphäre des
Reichstagsgebäudes versetzt und erlebt hautnah mit, wie die Nationalsozialisten
das Gesetz durchsetzen und die Weimarer Republik endgültig ausgelöscht
wird.
Die Stärke des Buches liegt jedoch nicht nur in der Darstellung des
historischen Moments selbst. Austermann bietet auch eine differenzierte Analyse
der politischen Hintergründe und Kräfte, die zum Scheitern der Weimarer
Republik führten. Er zeigt auf, wie die Schwäche und Fragmentierung der
demokratischen Kräfte es den Nationalsozialisten ermöglichten, an die Macht zu
kommen und wie das Ermächtigungsgesetz den Weg für Hitlers Diktatur ebnete.
Auch die Rolle der einzelnen politischen Akteure - von Reichspräsident
Hindenburg bis zu den Abgeordneten des Reichstags - wird von Austermann kritisch
hinterfragt. Er veranschaulicht, wie ihre Entscheidungen und Handlungen den Lauf
der Geschichte maßgeblich beeinflussten.
Philipp Austermann schreibt flüssig und verständlich und bietet dem Leser eine
facettenreiche Analyse der Ereignisse um das Ermächtigungsgesetz. "Ein Tag
im März" ist ein informatives Buch, das jedem, der sich für deutsche
Geschichte und Politik interessiert, bedenkenlos ans Herz gelegt werden kann.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 24. Februar 2023 2023-02-24 16:28:54