Der elfjährige Noah lebt Anfang der 1930er Jahre mit seiner Familie in der
Sowjetunion. Die Zeiten für Deutschstämmige sind alles andere als leicht.
Daher wollen Noahs Eltern das Land verlassen. An der Grenze werden sie jedoch
erwischt und wieder zurückgebracht. Noah muss erleben, wie sein Vater als
Volksverräter angeklagt und inhaftiert wird. Fortan versucht er alles, um seine
Mutter und seine Geschwister vor dem Verhungern zu bewahrten. Auf einem seiner
Streifzüge durch die Nachbardörfer lernt er Jakobiner kennen. Aus einer
Freundschaft entwickelst sich mehr und als Noah alt genug ist, will er um ihre
Hand anhalten. Doch lassen sich ihre gesellschaftlichen Grenzen überwinden?
Elvira Zeissler wurde in Kasachstan geboren und zog mit ihrer Familie in dem
Alter nach Deutschland, in dem sich auch ihr jünger Protagonist zu Beginn des
Romans befindet. Mit ihrer Familiensage "Kinder des Sturms" gewann sie
den Kindle Storyteller Award. Mit "Der Hunger nach Leben" legt sie nun
den ersten Band um Noah und Jakobine vor. Ein Roman, der ein interessantes
Setting hat und einen einfühlsamen und überaus authentischen Blick in das
Leben der Sowjetunion in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wirft.
Im Mittelpunkt steht Noah, der dem Leser sehr schnell ans Herz wächst. Man
erlebt mit, wie der Familie Unrecht getan wird und kann die Ohnmacht fühlen,
die sicher viele Familien damals durchleben mussten, die sich in einer
ähnlichen Situation befunden haben. Natürlich wird hier eine Geschichte
erzählt, die Dramatik und einen Konflikt benötigt. Daher mögen manchen Sachen
vielleicht nicht ganz authentisch sein, doch die Glaubwürdigkeit leidet
überhaupt nicht darunter. Im Gegenteil. Die Spannung ist von der ersten Seite
erhalten und bleibt bis zum dramatischen Ende bestehen. Nachdem man das Buch
zugeklappt oder den Reader ausgeschaltet hat, hallt diese Story noch nach und
man ist gespannt, wie sich die Geschichte von Noah und Jakobine weiter
entwicklen wird.
Auch stilistisch kann Ella Zeiss den Leser überzeugen. Die 20 Kapitel haben
eine angenehme Länge und sind sprachlich überaus ansprechend. Der Schreib- und
Erzählstil von Ella Zeiss ist flott und zupackend, sodass sich der Roman leicht
liest.
Fazit
Fans historischer Familiengeschichte, die augenblicklich im Trend liegen, kommen
bei "Der Hunger nach Leben" voll und ganz auf ihre Kosten. Das
originelle Setting (Sowjetunion Anfang der 1930er Jahre) ist ein zusätzlicher
Gewinn, der die Lektüre überaus interessant macht. Ein starker erster Teil,
der die Neugier auf Band 2 anstachelt und den man sich auch gut als
Fernsehmehrteiler vorstellen könnte.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 18. Februar 2023 2023-02-18 14:57:33