Mit diesem hoistorischen Roman gehen die Chroniken von Bernicia weiter. Es ist
mittlerweile der dritte Roman in dieser umfangreichen Reihe, die im siebten
Jahrhundert spielt. Ab der ersten Seite geraten die Leser in einen Kampf. Der
Herrschaftssitz von Beobrand war überfallen worden. Beobrands Frau getötet. Er
ist nun auf Rachefeldzug mit seinen Kampfgefährten und schlägt erfolgreich die
räuberischen Pikten, um sie aus Ubbanford und von seinem Land zu vertreiben.
Die Handlung spielt im Britannien etwa 200 Jahre vor der großen Uhtred-Saga von
Bernard Cornwell. Die verschiedenen Länder sind verfeindet und müssen sich um
Allianzen bemühen, um ihre Ländereien und ihr Hab und Gut zu verteidigen. Die
aus dem Norden kommenden Pikten fallen ein, um zu plündern. Sie streben nach
Süden. Mercia, Eastanglia und Wessex werden bedroht.
Die Pikten geben keine Ruhe. König Oswald, dem Beobrand die Treue geschworen
hat, heiratet die Prinzessin von Wessex, um deren Vater an sich zu binden. Kaum
ist das geschehen, gibt es Hilferufe aus dem Norden. Oswald macht sich wieder
auf den Weg nach Norden. Beobrand bleibt mit seinen Gefährten bei der frischen
Königin, um sie sicher auf dem Landweg in den Norden zu geleiten. Doch das wird
nicht so einfach.
Matthew Harffy hat umfangreiche Saga geschaffen die der von Bernhard Cornwall in
nichts nachsteht. Der immer wieder Rückgriffe auf das Geschehen der
vorhergehenden beiden Romane. Das geschieht sehr elegant, indem er teilweise
einen Krieger auftreten lässt, der wunderbar Heldengeschichten erzählen
kann.
Doch diese Rückgriffe sind nicht nur kleine Verweise sondern Hintergrundwissen,
um die Entscheidungen in der aktuellen Handlung zu begründen. Das heißt aber
nicht, dass man den dritten Roman nicht ohne die vorherigen lesen kann.
Mitnichten. Man kann mit diesem Roman einsteigen und versteht doch die
vorherigen Romane, ohne sie gelesen zu haben. Sie sind an passenden Stellen und
so detailliert angebracht, dass man nichts vermissen wird. Vielleicht wird sich
der eine oder andere Leser aber auch sagen, den ersten und zweiten Roman im
Nachhinein unbedingt zu lesen, um sich von den dortigen Details gut unterhalten
zu lassen.
Matthew Harffy zeichnet umfassende Biografien der handelnden Figuren. Beobrand
als Protagonist kommt natürlich eine überaus große Bedeutung zu. Aber bis zu
kleinsten Nebenfiguren sind zahlreiche Abstufungen. So kann man sich freuen,
wieder auf alte Bekannte zu treffen, die den Weg des Helden bereits zuvor
kreuzten. Aber auch bei der Beschreibung des täglichen Lebens und der
Landschaften und den Orten ist der Autor unermüdlich, um Bilder im Kopf der
Leser entstehen zu lassen.
Letztendlich gefällt mir die Mischung aus Kämpfen, Schlachten und Intrigen.
Nicht zu vergessen die Späße von Beobrand und seinen Kampfgefährten, die
immer wieder gerne mal "die Sau" rauslassen. Dialoge zwischen ihnen
sind sehr vergnüglich. Wieder dabei ist eine Landkarte, die einen schönen
Überblick gibt. Außerdem wurde auch hier nicht an dem umfangreichen
Ortsverzeichnis gespart, der die im Roman verwendeten alten Ortsnamen gegen die
heutigen Namen der Orte und Regionen setzt.
Ebenfalls sehr informativ sind die Anmerkungen zu den historischen
Gegebenheiten. Harffy schildert, was überliefert und was von ihm frei erfunden
wurde. Es ist immer wieder schon, zu erfahren, wie die Autoren historischer
Romane für schwarzen Lücken in den überlieferten Chroniken mit Farbe
ausfüllen. Matthew Harffy macht das besonders spannend und unterhaltsam.
Fazit
Ich würde mich freuen, wenn Romane dieser Reihe ins Deutsche übertragen
würden.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 27. Januar 2023 2023-01-27 17:09:13