"Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube"
(J. W. Goethe)
Es ist die andere Seite der Medaille, und damit ein wichtiger Beitrag zum Umgang
mit Gewaltbereitschaft und Krieg, insbesondere in der heutigen Situation. Der
gewaltsame Überfall der russischen Armee auf das Nachbarland Ukraine weckt
alte, trübe Gedanken aufs Neue. Was muss getan werden, um dem Töten und
Sterben ein Ende zu bereiten? Die Theologin und ehemalige Landesbischöfin der
evangelischen Landeskirche Hannover und der Liedermacher Konstantin Wecker haben
sich zu einer Neuauflage ihres bereits 2015 erschienenen Buches mit gleichem
Titel entschlossen und bieten dem Mainstream entschieden die Stirn.
Ein ausführliches Interview mit den beiden Autoren (bzw. Herausgebern) des neu
aufgelegten Buches, führt in die Thematik ein und legt das Ansinnen Margot
Käßmanns und Konstantin Weckers offen: es geht um Gewaltfreiheit, um
Pazifismus. Ein guter Einstieg, der für den weiteren Verlauf des Buches wichtig
ist.
Es folgen zwei weitere Kapitel mit ausgewählten klassischen Texten zum Frieden
(aus unterschiedlichen Epochen der Geschichte und verschiedenen Perspektiven),
sowie Texten aus Liedern zum Frieden, die aus der Feder des Liedermachers
Konstantin Wecker stammen. In der zweiten Hälfte des Buches werden neue Texte
zum Frieden veröffentlicht. Hier betrachten 12 AutorInnen das Gebot des
Friedens in unterschiedlichen Situationen und erläutern ihre überzeugte
pazifistische Positionen.
Fazit
Ach wie schön wäre es, würden alle Menschen den Grundgedanken des Pazifismus
folgen. Allerdings spricht die Realität bedauerlicherweise eine völlig andere
Sprache; der derzeitige Krieg in der Ukraine zeigt es deutlich und kostet Tag
für Tag vielen Menschen das Leben. Die entscheidende Frage, an der sich nun die
Geister scheiden, ist: wie soll, wie muss man Gewalt begegnen? Eine
ethisch-moralische Frage, auf die es - bedauerlicherweise - nicht die eine,
alleinig richtige Antwort gibt und das bereits seit dem die Menschheit auf
dieser Erde existiert.
Der Ansatz der Autoren ist wichtig und begrüßenswert und ihre Stimmen dürfen
nicht verstummen. Leider aber bekommen ihre Stimmen offensichtlich nur in den
Ländern Gehör, in denen freie Meinungsäußerung eine Bedeutung besitzt.
Staaten, die von Despoten beherrscht werden, schotten sich gegen die
Meinungsvielfalt ab. Daran ändern auch vereinzelte Proteste nichts, die leider
in aller Regel durch die Staatsmacht gewaltsam niedergeknüppelt werden. Aber
eben genau dort sind sie besonders wichtig, um einen Wandel herbei zu führen,
der zu Frieden führt.
Jeder sich bietende Ansatz, der zu Frieden führt bzw. den Frieden erhält, ist
unbedingt zu ergreifen! Der Weg dorthin ist jedoch zumeist weder geradlinig noch
gewaltlos; daran ändern Manifeste auf dem Weg nach Utopia (wie es Konstantin
Wecker beispielsweise auf S. 197 selbst benennt) leider nichts.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 28. November 2022 2022-11-28 20:41:05