Was unterscheidet das vorliegende Buch "Putins Krieg" von der großen
Fülle an weiteren Büchern zum selben Thema? Zunächst könnte man die Autorin
aufführen. Als renommierte Journalistin und erfahrene Korrespondentin in
Osteuropa (und hier insbesondere in Russland und der Ukraine), kann sie auf eine
Vielzahl von Erkenntnissen zurückgreifen, die sich aus ihrer langjährigen
beruflichen Tätigkeit speisen und über die nur wenige verfügen dürften. Sie
kennt die Situation vor Ort und beobachtet die Situation viele Jahre hinweg -
Fluch und Segen zugleich, denn geradezu natürlich ergreift sie Partei, was sich
aus eben diesen Beobachtungen und Erfahrungen herleiten lässt. Das genau
verleiht diesem Buch des Weiteren eine besondere inhaltliche Qualität.
Der Beginn der russischen Aggression auf das Nachbarland Ukraine am 24. Februar
2022 steht auch am Anfang dieses Buches. Katrin Eigendorf verbindet die Kapitel
des Buches mit einzelnen Orten in der Ukraine. Orte, die sie selbst bereist hat,
die Situation vor Ort in Augenschein genommen und mit vielen Betroffenen
persönliche Gespräche und Interviews geführt hat. So entsteht ein
authentisches Bild der katastrophalen Umstände, mit denen die Menschen in der
Ukraine derzeit leben und sich ihre individuellen Wege suchen, sich zu
arrangieren. Angereichert werden die Abschnitte durch integrierte
Tagebuchausschnitte der Autorin, die sie bereits im Jahre 2014, dem Jahr der
Krim-Annexion, verfasst hat. Der Leserschaft wird in einem kompakten Format ein
umfassendes Bild über die Situation in der Ukraine geboten; flüssig
geschriben, gut lesbar und zudem empathisch verfasst.
Fazit
Wie bereits eingangs erwähnt, findet die Leserschaft ein fundiertes und
zugleich sehr persönlich geschriebenes Werk. Und ja, hieran könn(t)en sich die
Geister scheiden. Persönliche Erfahrungen, Beobachtungen und die begleitenden
Recherchen zu den Abläufen und Ereignissen führen unweigerlich zu einer
persönlichen Betroffenheit, die von Katrin Eigendorf ausgedrückt wird. Sie
erlebt mit großer Betroffenheit die Zerstörung und das unfassbare Leid der
ukrainischen Bevölkerung und verleiht dem mit ihren Worten (soweit möglich)
gekonnt Ausdruck.
Was also ist die Aufgabe, das Ziel des vorliegenden Werks? Wer ein nüchternes
Sachbuch, gefüllt mit einer Vielzahl von Informationen sucht, möglichst
analytisch-neutral dargestellt, wird mit mit dem vorliegenden Buch "Putins
Krieg" nicht recht glücklich werden. Wer Krieg und seine Auswirkung aus
erster Hand "kennenlernen" möchte und bereit ist, sich ebenfalls
emotional in gewisser Weise berühren zu lassen, wird hingegen gleichermaßen
betroffen und angetan sein.
Ich gehöre selbst zur letzteren Kategorie der Leser und nutze -geradezu
selbstverständlich- weitere Literatur, um ein umfassendes Bild zur Situation
und zum Geschehen in der Ukraine zu bekommen, als auch der Motivation seitens
des russischen Präsidenten näher zu kommen. So gelingt aus meiner Sicht
persönliche Meinungsbildung. Das Buch der Autorin hat hierzu einen sehr
wichtigen Beitrag geleistet!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 17. November 2022 2022-11-17 17:53:35