Thyra König arbeitet als investigative Journalistin und ist an einem großen
Fleischskandal dran. Der Artikel über den Fleischbaron Streyer, für dessen
Recherche sie unwahrscheinlich viel riskieren musste, schlägt ein wie eine
Bombe. Da bietet ihr ein Informant eine neue Story an, in deren Blickpunkt
Markus Streyer, der Sohn des Fleischbarons stehen soll. Eine Story, die noch
explosiver sein soll. Der zukünftige EU-Präsident sei in dunkle Machenschaften
verwickelt. Auf einer Kreuzfahrt von Hamburg nach Rotterdam rückt sie ihm auf
die Pelle. Zur Seite steht ihr dabei der ehemalige Kommissar Folkert Mackensen,
der aus persönlichen Gründen den Dienst quittiert hat und der vor einiger Zeit
eine kurze Beziehung mit Thyra hatte. Die beiden werden ein Team, ohne zu ahnen,
dass sich einer von ihnen bald im eiskalten Wasser der Ostsee wiederfindet.
Bisher hat sich der deutsche Autor Dirk Trost mit seinen beschaulichen Romanen
um den Anwalt Jan de Fries eher im Bereich des Regionalkrimis bewegt. Mit
"Blutgold" startet jetzt eine neue Serie, in deren Mittelpunkt zwei
Figuren stehen, die Leser der Jan-de-Fries-Geschichten bereits kennen. Nämlich
dessen Tochter Thyra und Kommissar Mackensen. Anders als in der Anwaltsserie
geht es hier weniger idyllisch zu. Schon das Einstiegskapitel ist nichts für
zartbesaitete Gemüter, da hier der Mord an einer jungen Frau überaus bildhaft
geschildert wird.
Überhaupt bewegt sich der Roman auf einem anderen Niveau, als die Jan de
Fries-Geschichten. In der ersten Hälfte wechselt die Perspektive zwischen Thyra
und ihrem Gegenspieler Markus Streyer hin und her, sodass man als Leser einen
guten Einblick in das Seelenleben ihres Gegenspielers bekommt, der manch einem
sicher ein wenig überzeichnet vorkommen wird. Im weiteren Verlauf der Handlung
gibt es dann jede Menge Action, wobei auch hier die eine oder andere Szene etwas
karikaturesk vorkommt. Doch man darf nicht vergessen, dass es ein Roman ist, der
in erster Linie in unterhalten soll. Und das macht "Blutgold" sehr
gut, zumal Dirk Trost ein Händchen dafür hat, Spannung aufzubauen. Obgleich
der Fall am Ende gut und plausibel aufgelöst wird, hat mir, insbesondere was
die Figur des Markus Streyer angeht, etwas gefehlt, da er im ersten Drittel des
Romans so viel Platz beklommen hat.
Stilistisch beweist Dirk Trost, dass er auch hier sein Handwerk versteht. Die
Story fesselt von der ersten Seite und gerade das Verhältnis von Thyra zu
Folkert Mackensen birgt noch Stoff für weitere Romane. Daher kann man sich auf
Band 2 freuen, der im November erscheinen wird.
Fazit
Mit "Blutgold" legt Dirk Trost einen Krimi vor, der sich im Gegensatz
zu seiner angestammten Jan de Fries-Reihe eher auf internationalem Parkett
bewegt. Und das sehr gut. Das erste Abenteuer von Thyra König und Folkert
Mackensen kann unterhalten und überzeugen, obgleich es an der einen oder
anderen Stelle recht brutal zugeht. Insgesamt ein Auftakt, der neugierig macht.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 27. September 2022 2022-09-27 16:50:47