Gegen die Online-Fesselung
Wenn man rekapituliert, dann ist das Internet, sie Social Media, der ständige
und fast ununterbrochene Gebrauch eines Handys oder Tablets mancher Menschen in
der Geschichte der Menschheit noch überaus jung. Ein gutes Jahrzehnt eigentlich
erst ist das "Internet to Go" überall verfügbar, sind die
Siegeszüge der social media von Facebook bis hin zu TikTok vonstattengegangen,
die nun über einschlägige Plattformen, Messenger Dienste, bewegte und
unbewegte Bilder samt "rund um die Uhr" Austausch das Leben der
modernen Menschen prägen. Und das nicht nur bei einigen Ausnahmen in exzessiven
Zügen, wie man an jedem öffentlichen Ort bereits beobachten kann.
Was aber tun, wenn die Nutzung des Internet und des Computers, Handys, Tablets
zur Sucht, zur Krankheit werden? In einer Welt, in der scheinbar jeder mit
höchstmöglicher Übertragungsrate verbunden sein will, was das Arbeitsleben
angeht fast verbunden sein muss? Real oder Virtuell? So lautet eine der
Kernfragen des Lebens in der Gegenwart für viele. Abschalten oder Abdriften,
und das mehr und mehr, ist das die einzige Alternative? Oder kann man auch bei
Sucht-Strukturen noch gegensteuern und einen konstruktiven Umgang mit der
modernen digitalen Technik erlernen? Die Behandlungsbedürftigkeit steigt
fortwährend an, während Beratung und Therapie noch nicht in dem Maße zur
Verfügung stehen, wie das wünschenswert wäre".
Somit ist es ein gutes und, am Ende der Lektüre auch, gelungenes Anliegen der
Autorinnen, dem interessierten Leser/in in sehr verständlicher Sprache, Stil
und Form das Problem mit der Sucht nachhaltig vor Augen zu führen, damit für
eigene Erkenntnisse und Reflexionsmöglichkeiten zu sorgen und zudem Schritt
für Schritt Möglichkeiten des Gegensteuerns, der "Behandlung" an die
Hand zu geben. Auch wenn die Autorinnen sich primär an Menschen wenden, die
bereits das Problem für sich erkannt haben und Erfahrung mit Beratung und
psychotherapeutischer Arbeit in dieser Hinsicht schon gesammelt haben,
Schritt für Schritt, das ist zunächst die Methode, welche die beiden
Autorinnen verfolgen und somit auch im Werk selbst in Ruhe vorgehen. Mitsamt
klarer und verständlicher Erläuterung, wie die Psychotherapie helfen kann, den
krankhaften Umgang mit Handy, Computer und Internet zu überwinden. Mit einem
besonders lesenswertem Kapitel über die Verbindung von exzessiver
Internetnutzung mit der Rolle des persönlichen Selbstbewusstseins. Was sich im
weiteren Verlauf der Lektüre vertieft in der Betrachtung der wechselwirkenden
Einflussnahme von "realen" sozialen Kontakten und rein virtuellem
sozialen Verhalten und sozialen Kontakten. Spätestens dann aber erschallt der
Weckruf für die Leser/innen des Werkes, wenn die antriebsblockierende Wirkung
des krankhaften Gebrauchs der "schönen digitalen Welt" für das reale
Leben und die eigene Person unmissverständlich verdeutlicht wird.
Fazit
Wobei die Autorinnen in keiner Weise die moderne Technik verteufeln, sondern
diese durchaus realistisch als Teil des modernen Lebens einordnen und den
möglichen Nutzen in keiner Weise bestreiten. Dazu aber gehört eng verbunden
auch die Kompetenz, das eigene Verhalten der konstruktiven Nutzung anzupassen
und nicht mit der eigenen Person "Internet-Missbrauch" auf Dauer zu
betreiben. So reizvoll eine "Flucht" in die digitalen Welten bei einem
bestimmten Persönlichkeitsprofil und auf dem Nährboden konkreter Defizite im
eigenen Erleben und im eigenen Selbstwertgefühl als zunächst entlastend wirken
kann.
Nicht ein "Verlassen" aller digitaler Welten ist somit Impetus des
Werkes, sondern zunächst "Farbe und Freude" in der eigenen
Lebensrealität herzustellen oder wieder zu finden. Um dann die digitalen
Möglichkeiten eben nicht in krankhafter, sondern in konstruktiver Form nutzen
zu können. Eine Lektüre, die am Ende für jeden Menschen eigentlich sinnvoll
im Raume verbleibt und auch das eigene Verhalten kritisch vor die eigenen Augen
führt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 26. August 2022 2022-08-26 14:58:59