Der gewaltsame Tod des US-amerikanischen Bürgers George Floyd beherrschte für
eine Zeit lang die Schlagzeilen weltweit. Ging es in diesem Falle nicht
"nur" um den Tod eines Schwarzen Menschen, auch - oder insbesondere -
die Tatsache, dass er durch einen Polizisten verursacht wurde, erschütterte
viele Menschen, vollkommen unabhängig von ihrer Hautfarbe. Im vorliegenden Buch
beleuchten die beiden Autoren (beide Journalisten, die für politische Themen in
der Washington Post berichten) den Fall, der nicht nur für traurige Furore
sorgte, sondern auch eine Welle im Sinne der Black-Lives-Matter-Bewegung in
Bewegung setzte.
Inhaltlich lernt die Leserschaft George Perry Floyd genauer kennen. Seine
Herkunft, seine schulische Laufbahn, sein ausgeprägtes sportliches Talent, die
Entwicklung seiner Persönlichkeit, seine Probleme - kurz: der Mensch George
Floyd rückt ins Schlaglicht der Betrachtungen. Im Zuge der biografischen
Schilderungen wird die US-amerikanische Politik und die Gesellschaft im
Allgemeinen immer wieder in den Fokus gerückt und es wird klar, mit welchen
besonderen Schwierigkeiten People of Color in den USA kämpfen müssen. Diese
Probleme bleiben vielfach nicht ohne Konsequenzen und dies wird auch an der
Person George Floyds in aller Deutlichkeit aufgezeigt und besprochen.
Sein gewaltsamer Tod durch das brutale Vorgehen des Polizisten Derek Chauvin
löste Massenproteste aus. George Floyd wurde posthum zum Symbol für das
fragwürdige und brutale Vorgehen der amerikanischen Polizei, insbesondere wenn
es sich bei den vermeintlichen Tätern um Schwarze Menschen handelt. Das Thema
des Rassismus gelangte auf die Tagesordnung und die Black-Lives-Matter-Bewegung
bekam weltweiten Zuspruch und Unterstützung. Der Prozess gegen Chauvin, das
hieraus resultierende "Gefühlsbad" der leidgeprüften Familie Floyds,
die (möglichen) Konsequenzen aus dem Schuldspruch gegen den Polizisten in den
USA, gegen den Rassismus weltweit werden abschließend besprochen und durch die
beiden Autoren gesellschaftspolitisch eingeordnet.
Fazit
Wahrscheinlich haben die Allermeisten von uns eine Vorstellung vom Fall George
Floyd. Die vorliegenden Schilderungen werfen in der Tat kein günstiges Licht
auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den USA. Natürlich sind die Probleme
zwischen der weißen und der schwarzen Bevölkerung keineswegs neu. Es stimmt
auch, dass in den letzten Jahrzehnten einige Fortschritte durch die Gesetzgebung
erzielt wurden. Jedoch konnten sie den latenten Rassismus (nicht nur den
Schwarzen Menschen, sondern auch anderen Minderheiten gegenüber) indes nicht
lösen. Es bleibt viel zu tun, das wird deutlich.
Das rigide Vorgehen der Polizei in den Vereinigten Staaten führt immer wieder
zu heftigen Diskussionen, für uns Deutsche in dieser Form, Gott sei Dank (!),
nicht vorstellbar. In den USA wie auch in allen anderen Staaten, sollte die
Vertreter der Staatsmacht konsequent für die Einhaltung der Gesetze sorgen,
insofern vorbildhafte Repräsentanten des Staates sein. Natürlich wird
sichtbar, dass es auch hier, insbesondere in Amerika, Reformbedarf gibt.
Die Biografie George Floyds und seiner Familie haben mich tief berührt. Das
gemeinsame Einstehen gegen Rassismus und Ausgrenzung ist und bleibt eine stete
Herausforderung. Das sollte für alle an den Rand gedrängten Gruppen gelten und
hier verengt sich der Blick der Autoren aus meiner Sicht zu stark auf die
Problematik der People of Color. Einerseits verständlich, andererseits geht auf
diese Art und Weise ein Stück weit die Ausgewogenheit in der Betrachtung,
Bewertung und Einordnung der zahlreichen und diffizilen Probleme Probleme in
diesem Zusammenhang verloren.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 13. August 2022 2022-08-13 19:17:42