Mit "OWL kriminell" hatte Anfang 2009 eine neue Krimireihe im KBV
Verlag ihre Premiere. Unter dem Reihennamen "Mordlandschaften" werden
Kurzkrimis aus einzelnen deutschen Regionen in Form einer Anthologie
herausgebracht, zu der zwanzig regional und überregional bekannte Krimiautoren
ihre Beiträge liefern.
In dem ersten Buch der neuen Reihe melden sich Autoren aus und mit Geschichten
über die Region Ostwestfalen-Lippe zu Wort. Viele Orte, in denen die spannenden
Geschichten spielen, dürften auch Uneingeweihten ein Begriff sein,
beispielsweise Paderborn, Bielefeld, Detmold, Gütersloh, Bad Salzuflen und
viele weitere. Wenn man dem Titel der Reihe glauben schenkt, müsste es
unheimlich sein, in diesem Landstrich Deutschlands zu leben, denn es handelt
sich um eine einzigartige Mordlandschaft.
Das Buch bietet sehr kurzweilige Vergnügen und eignet sich alllein schon wegen
der darin enthaltenen Kurzgeschichten sehr gut für immer mal zwischendurch.
Jeder Kriminalfall ist etwa zwischen zehn und zwanzig Seiten lang und da ist ein
kompletter Fall schonmal während der Fahrt mit der Straßenbahn lösbar.
Den Reigen der oft höchst amüsanten Mordsgeschichten beginnt einer der wohl
bekanntesten Krimiautoren Deutschlands, Horst Bosetzky, der schon in den 70er
Jahren unter dem Pseudonym -ky bekannt war und die Vorlagen für einige
Fernseh-Tatorte lieferte. In seiner in Bad Oeynhausen spielenden Geschichte
"Der Kurschatten" beleuchtet er die Möglichkeiten eines Krimiautors
in einem solchen Kurort. Nessa Altura beschäftigt sich in ihrem Krimi
"Marta in Herford" mit den Gedanken eines Leibwächters, die ihm
kommen könnten, wenn er sich in die zu schützende Person verliebt. In der
Story "Die Spökenkieker von Bad Salzuflen" läßt der Autor Stephan
Peters die Leser von einem unheimlichen Deja-vue in einem Seniorenheim erfahren.
Claudia Puhlfürst, Herausgeberin dieser Anthologie, berichtet von einer
"Schlacht um die Varusschlacht" und beleuchtet archäologische
Erkenntnisse aus dem Teutoburger Wald, verknüpft mit Regionalpolitik. "Das
geschnitzte Herz" von Sandra Lüpkes spielt in Lemgo und handelt von einer
über Jahre währenden Liebe, die nicht erwidert wird.
In dem Krimi "Opa ist der Beste" lässt Norbert Horst ein Kind von
seinem, in Wirklichkeit geheimnisvollen, Großvater schwärmen. Carsten
Sebastian Henn schildert in "Ein mordsmäßiger Pickert" von dem
mörderischen Wettstreit der Köche und Hausfrauen um die Zubereitung des
westfälischen Nationalgerichtes Pickert. In Hartwig Liedtkes "Hövelhof
ist prima", die im gleichnamigen Ort spielt ist eine ungewöhnliche Schuld
abzutragen. Der zweite Herausgeber dieser Anthologie, Uwe Voehl, berichtet in
seiner Geschichte "Chili con Caren" von einem außerordentlich
scharfem Wettstreit in Bad Salzuflen, wohingegen Andrea Gehlen in "Das
Brombeerzimmer" eine ungewöhnliche Urnenbeisetzung beschreibt. Nach dem
Motto Alles hat seinen Preis werden in Mechthild Bormanns Story
"Freundschaftspreis" ungewöhnliche Spielchen getrieben. Wie wahr das
Sprichwort Lügen haben kurze Beine ist, zeigt "Die Bombe im Marktplatz
33" von Dennis Ehrhardt, in der es um höchst zweifelhafte Terroristen
geht. Dunkle Geheimnisse um "Das Mädchen mit den Zöpfen" lassen
manch einen nicht sorglos schlafen, weiss die Autorin Sandra Niermeyer zu
erzählen. So, wie die Polizei ihre Gründe hat, nach dem Souvenirmörder zu
fahnden, so hat die schöne Maren ihre Gründe, einen attraktiven Mann zu jagen,
meint jedenfalls Gerald Hagemann in "Von einem schönen Teller kann man
nicht essen". In Peter Hardcastles "Auberge le Concarneau"
bekommt Kommissar Plattkowski von der Bielefelder Kripo französische Amtshilfe,
ohne sie angefordert zu haben.
Der Autor Wolfgang Schüler gibt in "Güterlos in Gütersloh"
Einblicke in die Werbebranche, in der es turbulent und manchmal nicht ohne das
Ausspionieren der Mitarbeiter zugeht. Obendrein bietet er zu letzterem eine
Bedienungsanleitung. Bauer Brinkmann hat es nicht leicht, schon gar nicht, wenn
er sich auf dem Jahrmarkt die Stiefel voll laufen lässt. So gehen das
Autorenduo Tewes/ Reitemeier in "Kein Platz für eine Leiche" der
Frage nach: Wo entsorgt man einen versehentlich gestohlenen Pkw, in dessen
Kofferraum zu allem Überfluss eine Leiche liegt? Ebenso entscheidungsfreudig
wie Bauer Brinkmann stellen sich die "Profis" von Jürgen Siegmann
ihren Aufgaben. Richtig pervers geht es bei Andreas Gruber zu, der seinem
Protagonisten die Lichtscheine unter den Türen beobachten lässt. Dunkle
Geheimnisse scheinen sich bei Monika Detering um Fräulein Else, die nicht mehr
lacht, zu ranken. Bei Uwe Bekemann spielt das Paderborner Bilderrätsel
"Der Hasen und der Löffel drei" die Hauptrolle, in welchem drei Hasen
mit jeweils einem Ohr so angeordnet sind, dass es aussieht, als hätte jeder
Hase zwei Ohren.
Fazit
Die Kurzkrimis zeigen, mit wieviel Rafinesse und Spannung selbst winzige
Begebenheiten ausgestattet werden können, um eine äußerst unterhaltsame
Lektüre daraus werden zu lassen. Der eine oder andere Leser mag sich vielleicht
mit Grauen an diese Geschichten erinnern, wenn er auf der Autobahn an dem einen
oder anderen dieser Orte vorbei fährt.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 01. Januar 2010 2010-01-01 17:19:07