Udo Lielischkies war über Jahre hinweg (in zwei unterschiedlichen Zeitspannen)
als Korrespondent für die ARD in Moskau aktiv. Im vorliegenden, neu aufgelegten
und im Vor- und Nachwort aktualisierten Buch, plaudert er sozusagen "aus
dem Nähkästchen". Russland war schließlich für ihn nicht nur seine
berufliche Wirkungsstätte, sondern bedeutet ihm wesentlich mehr.
Rasch nach Ankunft im ARD-Büro Moskau merkt er: seine Tätigkeit wird
herausfordernd und anders als die Journalistentätigkeit in anderen Ländern. Er
arrangiert sich, wird neugierig und erkundet das "fremde Russland". In
16 Kapitel nimmt er die Leserschaft mit auf Reisen. Quer durch das Land. Das
Leben in der russischen Hauptstadt wird ebenso plastisch beschrieben, wie der
Einfluss des zu damaligen Zeiten, neuen Herrschers im Kreml, Wladimir
Wladimirowitsch Putin. Sein Wirken, seine Ausstrahlung hinein in die schier
unendlichen Weiten des russischen Reiches sind packend geschrieben und
hochinteressant zugleich. Ein Journalist, der Russland kennenlernen und
verstehen möchte. Eine schwierige, vielleicht sogar unlösbare
Herausforderung?
Das Leben der Menschen fernab der Hauptstadt, in den entlegenen Gebieten, ihre
-um es vorsichtig auszudrücken- bescheidenen Lebensverhältnisse, ihre eiserne
Treue zur Heimatregion, trotz aller Restriktionen des Staates und der täglich
wachsenden Armut, lässt einen Blick tief in die russischen Seelen zu. Wohin
wandelt Russland unter Putin?
Fazit
Als erfahrener Journalist erweist Udo Lielischkies auch seine Qualitäten als
Buchautor. Er versteht es, den Blick der Leserschaft auf die riesige und ferne
Land zu lenken und neugierig zu machen. Ein widersprüchliches Bild,
insbesondere wenn es um das Verhältnis des Machtapparates (wozu man auch die
von der Regierung protegierten Reichen zählen kann) und dem
"einfachen" Volk geht, das viele Entbehrungen auf sich nimmt (und
nehmen muss) und dank funktionierender, gelenkter Informationspolitik, dem
"starken Mann" im Kreml häufig den Rücken stärkt. Selbst wenn es
den lokalen und regionalen Behörden -gelinde gesagt- skeptisch gegenüber
steht. Widerstand zwecklos/aussichtslos? Man darf gespannt sein…
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 14. Juli 2022 2022-07-14 13:30:51