Emotionale Sicherheit als Kern jeder "guten" Beziehung
Am Ende der Lektüre reichen die Erkenntnisse aus dieser weit über den engeren
Bereich des Themas hinaus. Auch wenn Catherall sich im Buch im engeren Sinne der
Paartherapie zuwendet und die "affektive Kommunikation" für die
Paarbeziehung und Paartherapie Schritt für Schritt in den Mittelpunkt rückt
und auf der Basis des Modells der "emotionalen Sicherheit" Methoden,
theoretische Grundlegung, Interventionen und einen Therapieweg fundiert und
überzeugend vorlegt, wird ebenso deutlich, dass hier Grundprinzipien aller
Beziehungsformen formuliert werden. Vertrauen im familiären Umfeld, bei
Freundschaften, im Arbeitsleben unter Kollegen/innen, in ungewohnten
Situationen, nach Enttäuschungen, all das schwingt am Ende mit und lässt den
Leser deutlich informierter und klarer sein Bindungsleben und sein eigenes
Beziehungsverhalten erkennen.
Wie zentral es dabei ist, Wertschätzungen aufrechtzuerhalten, auch wenn der
Wind mal rauer wird im Leben, ebenso, wie deutlich erkennbar wird, dass es
zwingend notwendig für das eigene Beziehungsleben auf allen Ebenen ist, den
eigenen Selbstwert "wiederaufzubauen", wenn er "beschädigt"
ist. Somit einen Riegel vor eine oft lebenslang antrainierte Strategie zu
setzen, den eigenen Selbstwert "sich von außen" holen zu wollen. Zu
meinen, der Partner, die Partnerin, "all die anderen" müssten das
eigene, "beschädigte" Innenleben wieder "heilen". Eine
Haltung, die allerdings weltweit, scheints, massiv im Vordergrund steht und
"äußere erfolge" oft "über alles" stellt. Warum das so
ist und dass das nicht helfen wird, sondern eine Spirale des "immer
mehr" nur befördert, auch das wird klar in den Blick des Lesers
gerückt.
So gehärt in der Eheberatung und Paartherapie (und nicht nur dort) nach
Catherall beides zusammen: Die eigene "Scham" bewältigen, das
"Scham-Script" umschreiben (überwiegend als Einzelaufgabe). Und die
"Wertschätzung" für sich und den anderen, für das "Wir"
intensiv herausarbeiten. Das dann verbal als auch non-verbal eindeutig und
verlässlich zum Ausdruck gebracht werden kann und soll. Und damit die Grundlage
für eine tragfähige und erfüllende Beziehung setzen, festigen und bewahren
kann und wird.
So können, am Ende, nach sorgfältig, verständlich und fundiert vorgelegten
Beschreibungen der Methoden und des Therapieprozesses im Buch zu einen zwischen
Bindungsverletzungen und Bindungsstörungen unterschieden werden,
Bindungsverletzungen einer Heilung zugeführt werden und damit eine
Bindungssicherheit wieder (oder gar erstmalig) hergestellt werden. Was wieder
zum Anfang führt. Emotionale Sicherheit ist eine der wichtigsten Qualitäten
menschlichen Seins und deutlich weniger verbreitet, als es das äußere
Verhalten der Menschen vermuten lässt. Zudem ist die emotionale Sicherheit eine
Ressource, deren Wirkung weit über das engere Paarverhalten herausreicht.
Fazit
Dieses Werk legt für den Leser den theoretischen und praktischen Weg hin zur
eigenen und dann zur gemeinsamen emotionalen Sicherheit mittels der affektiven
Kommunikation bestens vor Augen und ans Herz.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 28. Juni 2022 2022-06-28 18:41:09