Durchgehende Stärke auch im Unglück
Der Titel dieser Biographie über eine starke Frau mit Durchhaltevermögen auch
gegen alle Widrigkeiten des Lebens, ist am Ende ein treffendes Motto im Blick
auf dieses konkrete, künstlerische und, vor allem, lebensstarkes Leben. Denn
persönliches Leid kannte Elfriede Macke durchaus zur Genüge, aber auch
Verantwortung für ihre Kinder, für das Werk ihres Mannes und, vor allem, für
ihr eigenes Leben. Denn nur als "Kunstmalersgattin" wollte sie
beileibe nicht bezeichnet werden.
Die "schöne Elisabethh, die kluge Elisabethh. Die junge Mutter von zwei
gesunden Buben. Singen kann sie. Klavierspielen…..das ideale Modell, um das
August von jedem Maler beneidet wird". Was alles stimmt, zumindest zum
damaligen Zeitpunkt, und doch der Person in Gänze nicht gerecht wird, es gibt
viele Seiten an Elisabethh Macke zu entdecken und Margret Greiner macht Leser
und Leserinnen kundig, ausführlich und sehr flüssig im Stil mit den vielen
Facetten dieser Frau nachhaltig bekannt. Die nach nur fünf Jahren glücklicher
Ehe mit ihrem "Kunstmaler" als junge Witwe mit den Kindern da steht.
August Macke fällt 1914 im ersten Weltkrieg.
Die dann, nach einer Weile, den gemeinsamen engen Freund Lothar Erdmann
heiratet, Der auch auf seine Weise Prominenz erlangt, nicht als Künstler,
sondern politisch-gesellschaftlich als aktiver Gewerkschaftler und bekennender
Sozialist. Was auch diesen Ehemann dann im dritten Reich das Leben kosten wird.
Und mehr noch, gerade die Bilder ihres Mannes und seiner Freunde, wie Franz
Marc, gelten nicht lange nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten als
"entartete Kunst". Und es ist nicht zu viel gesagt, dass die Sicherung
vieler der Kunstwerke durch diese Zeit hindurch ohne den tatkräftigen und
klugen Einsatz von Elisabethh Macke, zu jener Zeit "Erdmann-Macke",
wohl verloren gegangen wären. Wie auch, zum Ende dieser Zeiten hin, das
Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter fast an den politischen Differenzen
zerbrochen war. Im Gegenüber zu einer Mutter, die noch an den Endsieg zu
glauben schien, als fast alles schon in Schutt und Asche lag.
Wobei auch ganz handfest vorgegangen werden musste im Erleben des Vormarsches
der russischen Armee auf Berlin, im "Schanzen ausheben müssen", in
der ständigen Sorge ob der Bomben und Härten des zweiten großen Krieges ihrer
Lebenszeit und all das im Blick auf insgesamt fünf Kinder, die Elisabethh Macke
geboren, aufgezogen und in aller Unbill bewahrt hatte. Wobei auch hier das
Schicksal hart zuschlug, als der älteste Sohn 17jährig einer damals kaum
bezwingbaren Krankheit erlag.
Fazit
"Immer wieder betete Elisabethh sich und ihrem Tagebuch vor, dass auch
Lothar seinen Stiefsohn Walter geliebt habe".
Wobei Elisabethh Macke dann, zu Recht, in den Nachkriegsjahren wieder in Bonn
durchaus das Leben zu genießen verstand, literarisch selbst tätig wurde und
ihren klaren Blick, den sorgfältigen Umgang mit Kulturgütern sich durch die
Zeiten hindurch bewahrte. Gerade dieses Umsichtige, Vorausdenkende ist es, das
Margret Greiner besonders herauszustellen vermag, wenn auch nicht selten in
einem zu umgangssprachlichen Ton, der Leser und Leserinnen an zu vielen Stellen
fast vergessen lässt, dass hier kein "Lebensroman", sondern eine
Biographie vor Augen steht.
Und doch fiebert man durchaus im lauf der Lektüre mit, Bis es dann heißt:
"Sie hatte lange gebraucht, um die Trauer über den Verlust in Dankbarkeit
zu verwandeln". Aber am Ende kam alles dann doch gut noch zusammen für
produktive und auch den Genuss nicht verschmähende Jahre. Ein interessantes
Leben, dass die Lektüre wert ist.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 10. Mai 2022 2022-05-10 11:04:04