Mit ein wenig gemischten Gefühlen
Dass Stephen King immer noch mit ganz eigener Handschrift schreibt, ist auch in
diesem neuen Roman natürlich der Fall. Gerade der erste Teil im jenen Tim, der
sich seinen Platz im Flugzeug ankaufen lässt und eine ganz eigene Form der
Reise aus einer Laune heraus beginnt, erinnert stark an die
"Klassiker" des Schriftstellers. Genaue und ausführliche Beschreibung
der Person und der Eigenschaften, ein "Miterleben" des Lesers durch
die bildkräftige Beschreibung von Handlungen (tiefere, rein sprachliche,
erklärende Psychogramme waren Kings Sache nie, er hat seine Protagonisten immer
weitgehend im Tun lebendig werden lassen) und die sich allmähliche aufbauende
Linie in diesen Ereignissen liest sich anregend, macht neugierig und vermittelt
natürlich auch, was ein "Nachtklopfe" eigentlich als Aufgabe hat.
Der dann beginnende Hauptteil ändert sowohl das Thema als auch die
Erzählrichtung und lässt den schon vertraut wirkenden Tim für lange Zeit
zunächst hinter sich. Zwar ahnt man natürlich, dass beide Fäden der
Geschichte zusammenfließen werden, weiß aber lange nicht, wie das denn
geschehen sollte, so unterschiedlich sind die geographischen Orte, der Duktus
der Erzählung und das Thema. Was dann allerdings nicht unbedingt überzeugt.
Jenes Institut, in dem bestimmte Kinder "aufgenommen" werden (ohne sie
zu fragen, natürlich, ohne Freiheit, auch wieder gehen zu können und vor allem
ohne Eltern, die in ganz anderer Weise "behandelt" werden, wenn die
Kinder "geholt" werden).
Der gewohnte Spannungsfaktor, das auch in den "nicht-transzendenten"
Werken Kings oft vorhandene "Gruseln" mitsamt intensiv dargestellter
Personen fehlt hier allerdings in Teilen. Der Grund für die Internierung der
Kinder wirkt doch auf Strecke ein wenig lahm, verschiedene Personen fristen ein
deutlich randständiges Dasein, aber die kleine Gruppe zusammenhaltender Kinder
und deren Geschichten fesseln dann doch wieder durchgehend und lassen den Leser
vielfach die Daumen drücken für die mutigen "Kleinen", von denen
kaum eines die Pubertät bereits richtig erreicht hätte.
Verrat, Grausamkeit, Abgeschiedenheit, der Einsatz nicht alltäglicher
persönlicher Kräfte, liest sich daher ebenfalls recht munter, wenn auch
deutliche Längen mit in den Raum treten und irgendwann auch die Ungeduld des
Lesers entsteht, endlich zum Zusammenschluss beider Erzählfäden und dem
"Finale" zu gelangen. Was dann in sich stimmig und spannend den Roman
beschließt. Insgesamt verbleiben am Ende leicht gemischte Gefühle einerseits
einem wiedererkennbaren Stil und einer souveränen Erzählweise gegenüber,
deren Thema aber nicht absolut fesselt und bei dem auch einiges an Längen
"überstanden" werden muss.
Fazit
Im Vergleich zu jenen erfolgreichen Romanen der letzten Jahre, die mit "Mr.
Mercedes" ihren Anfang nahmen, fällt dieser Roman ein stückweit ab. Für
Leser, die gerade jene Geschichten um nur vermeintlich "schwache
Kinder" in einer gefährlichen Situation, bedroht von "bösartigen
Erwachsenen" bevorzugen (wie "Stranger Things" u.ä.) allerdings
passt dieses neue Werk von Stephen King durchaus.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 25. September 2019 2019-09-25 14:26:48