Zwei Jahre Corona-Pandemie (und kein Ende)! Ja, viele Menschen haben es satt,
sind erschöpft, unzufrieden und eigentlich alle wünschen sich "ihr altes
Leben" zurück. Nochmals ja: es war eine Zeitspanne, in der die Exekutive
bis an die Grenzen gegangen ist und nach Ansicht der Autorin, auch darüber
hinaus. Bringt die Corona-Politik unsere Demokratie ins Wanken, oder ist es
bereits passiert? Exakt hiermit beschäftigt sich die Politikwissenschaftlerin
und Professorin Ulrike Guérot in ihrem neu erschienenen Buch.
Bereits nach den ausführlichen Vorbemerkungen ist zu erkennen: Ulrike Guérot
ist keine Anhängerin der Corona-Bekämpfung seitens der Politik. Die drei
folgenden Abschnitte ihres knapp 140 Seiten umfassenden und gut lesbaren Essays
widmet sie einer Bestandsaufnahme (Teil I - Wo wir stehen), der Schilderung des
Werdeganges aus ihrer Sicht (Teil II - Was passiert ist), um abschließend eine
Perspektive zu entwickeln, wie es weitergehen könnte und sollte (Teil III - Was
wir jetzt machen).
Die beiden ersten Abschnitte kommen einer Abrechnung mit den Fehlern im Umgang
mit der Corona-Pandemie gleich und es wird keineswegs mit Kritik gespart. Weder
an den Verantwortungsträgern in der Politik, noch mit den Medien. Wenig
verwunderlich also, dass der Blick in die Zukunft auf die Wiederherstellung
zerstörten Vertrauens in die Demokratie dienen muss und zwar schnellstens!
Fazit
Eine kritische Stimme in unbequemen Zeiten. So sieht es die Autorin und sie kann
mit Sprache umgehen. Daher gelingt ein in weiten Teilen gut lesbares Wer, das
gleichermaßen als "Streitschrift" gesehen werden kann. In einer
demokratischen Gesellschaft an sich nichts Außergewöhnliches - möchte man
meinen. Folgt man den Ausführungen von Guérot, dann sind Teile unserer
Demokratie jedoch bereits in die Brüche gegangen, aus mehr oder weniger
nichtigen Gründen. Sie stellt mathematisch-naturwissenschaftliche Wissenschaft
(und damit das zweifelsfrei verwirrende und in der Tat nicht immer stringente
Zahlenwerk im Umgang mit Corona) einer wissenschaftlichen Herangehensweise
gegenüber, in der es erlaubt und erforderlich ist, sich durch Hinterfragen
geeigneten Lösungen zu nähern.
Mir fällt es eher schwer, ein ausgewogenes Fazit über das vorliegende Buch zu
verfassen. Es ist zweifelsfrei KEIN Buch, das Corona-Leugnung verbreitet, das
sei klar festgestellt, dennoch bin ich an vielen Stellen zu weit von dem
entfernt, was die Autorin als Fakten beschreibt. Auch wenn sie dies sprachlich
gekonnt verpackt, muss sie zweifelsfrei einräumen, dass auch ihre Sichtweise
subjektiv is und eben genau als solcher ein Beitrag zum gesellschaftlichen
Diskurs. Andersdenkenden den Willen zum Diskurs abzusprechen, weil sie ihn ja
bereits verlassen haben und selbst nicht Willens sind - wie soll da eine Lösung
zustande kommen?
Und: wenn man an den Verstand des Einzelnen appelliert, sollte man aus meiner
Sicht besser darauf verzichten, immer wieder zu beschwören, wo WIR jetzt stehen
und was WIR jetzt machen.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 13. März 2022 2022-03-13 12:09:03