In Karen Roses neuem Thriller bekommt man es mit einem Täter zu tun, wie er aus
TV-Serien wie »Criminal Minds« bekannt ist. Ein Serienkiller macht in
Sacramento Jagd auf Frauen. Eines Abends sucht er sich Daisy als Opfer aus. Doch
damit gelangte er an die Falsche. Daisy hatte viele Jahre Nahkampftraining und
weiß sich zu wehren. Sie schlägt ihn in der nächtlichen Straße in die
Flucht, nicht ohne ihm eine Kette mit Medaillon vom Hals zu reißen. Zu Daisys
Freunden gehören viele Polizisten, es ist eine Cop-Familie. Ebenfalls dabei
FBI-Mann Gideon. Der erkennt das Medaillon und es katapultiert ihn in seine
eigene Vergangenheit. Daisy und Gideon machen sich gemeinsam auf die
Spurensuche.
»Tränennacht« bietet einen fantastischen Plot, der mich sehr begeistert hat.
Die ganze Story wird in zwei Strängen erzählt. Sie beginnt mit dem Strang um
den Serientäter. Akribisch lässt Karen Rose in die Leben dieses Menschen
blicken, wie er sich betrogen und missbraucht fühlt. Man erfährt alles über
den Killer, nur nicht, wer es ist. Sehr, sehr lange nicht. Der andere Strang
schildert das Geschehen um die Ermittlungen und das Verhältnis zwischen Daisy
und Gideon. Auch in diesem Handlungsgeschehen geht Karen Rose sehr detailliert
die Biografien der Figuren ein. Man erfährt alles über sie, angefangen von
ihrer Kindheit bis zur Gegenwart.
Da man auch den Täter beobachtet, hat man immer das Gefühl, dass etwas
Schlimmes mit den Ermittlern passieren wird. Denn offenbar weiß er mehr über
sie als sie über ihn. Getrennt werden die einzelnen Szenen beider Stränge
durch Ortsangaben und einer Chronologie bis hin zur Uhrzeit. Die Gedanken
einzelner Figuren stellen sowas wie eine zweite Ebene dar. Besonders in der
wörtliche Rede während eines Dialogs werden diejenigen Gedanken gezeigt, die
der- oder diejenige am liebsten gesagt hätte. Tatsächlich wird aber etwas
anderes ausgesprochen. Damit wird ein detailliertes Bild von der jeweiligen
Gefühlslage gezeichnet.
Der Thriller hat mir sehr gut gefallen, obwohl er viele Redundanzen aufweist.
Mit neuen Personen – Polizisten, Zeugen, Nachbarn – wird immer wieder
dieselbe Information geteilt. Das sind aber Informationen, die man als Leser
längst weiß und in aller Regel auch nicht vergisst. Beispielweise, was die
Bilder auf dem Medaillon bedeuten. Diese Wiederholungen machen den
»Tränennacht« etwas langatmiger als er sein müsste.
Fazit
Trotz allem ist »Tränennacht« sehr empfehlenswert und ich hebe einen dicken
Daumen hoch!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 06. November 2021 2021-11-06 12:26:42