Wie der Titel bereits andeutet, ermittelt Dave Robicheaux, eine Protagonist des
Schriftstellers James Lee Burke, diesmal nicht in Louisiana, sondern im
nördlicher gelegenen Montana. Aber auch hier, woe auch der Schriftsteller James
Lee Burke lebt, findet er keine Ruhe. Denn in dem vorliegenden Fall gönnt Burke
seinem Protagonisten, dessen Frau Molly und dessen Freund Clete Purcel eine
Auszeit aus dem Polizistendasein im Sheriffbüro im Iberia Parish.
Clete wirft die Angel aus. Er hat sich mit seinem Wagen und einem Zelt in die
Wildnis zurückgezogen. Da tauchen plötzlich zwei Typen in einem Fahrzeug auf
und beginnen, ihn anzumachen. Sie notieren Kennzeichen und motzen rum, von wegen
Privatgelände und so. Es stellt sich heraus, dass Clete den einen Kerl kennt
und schon mal mit ihm zusammengeraten war. Bei einem Zusammenstoß bleibt es
allerdings nicht. Doch was suchen diese Kerle in Montana? Warum gehen sie Clete
auf den Senkel? Hat das alles etwas mit den beiden ermordeten Pärchen zu tun,
zu deren Ermittlungen der hiesige Sheriff Dave Robicheaux um Hilfe gebeten hat?
Dem gefällt die Bitte des Sherriffs gar nicht, hier in Montana ein Deputy-Stern
zu tragen.
»Keine Ruhe in Montana« unterscheidet sich meiner Meinung nach gewaltig von
anderen Romanen der Dave- Robicheaux-Reihe. Es mag an den anderen Örtlichkeiten
liegen, denn bekanntermaßen spielt dieser nicht in Louisiana. Hier wird weniger
getrunken, es wird weniger auf die Fresse gehauen. Es heimelt eher beschaulich.
Man möchte sagen, dass man Robicheaux kaum wiedererkennt. An Spannung büßt
dieser Roman allerdings nichts ein. Überhaupt gewinnt man den Eindruck, dass es
sich eher um einen Clete-Purcel-Roman handelt.
Für Gegenden, Landschaften, Örtlichkeiten und historischen Hintegrund nimmt
sich James Lee Burke Zeit, sie zu beschreiben. Zwar wird in Montana auch
geangelt, aber offenbar anders. An diesen Handlungsorten riecht es viel weniger
nach Südstaaten.
Wegen der Andersartigkeit dauert es auch ziemlich lange, bis man als Leser
erfährt, worum es letztendlich geht. Aber es kribbelt anfangs mächtig. Man hat
stets das Gefühl: Oh, oh. Da braut sich etwas zusammen. Ganz gehörig.
Wer Dave Robicheaux einmal von einer anderen Seite kennenlernen möchte, sollte
sich seinem Ausflug nach Montana nicht entgehen lassen. Aber, pst, nicht
verraten: Dave hat sich tatsächlich genauso wenig verändert wie sein Freund
Clete. Denn auch hier in Montana muss Dave seinen vor Kurzschlusshandlungen
nicht geschützten Freund aus der Patsche holen.
Fazit
Für Freunde eines modernen und thrilligen Western ist dieser Roman immer eine
Empfehlung wert.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 22. Oktober 2021 2021-10-22 16:02:19