Wenn Schattenjäger gejagt werden
Und weiter gehen die Gefahren, die Hatz auf Schattenjäger, die im ersten Band
dem Leser näher gebracht, vorgestellt und emotional verbunden worden sind. Im
nun zweiten Band sieht zunächst natürlich alles nach eitel Sonnenschein und
wunderbaren Aussichten aus.
Cornelia Carstairs scheint "ganz oben" anzulangen. Stark und mutig,
ausgestattet mit einer überzeugenden Waffe und auch in Bezug auf die
romantische Seite des Lebens wirkt alles bestens in Ordnung. Wenn man nicht
genauer hinschaut. Denn er "Mann der Träume", James, steht zwar zur
Hochzeit mit Cornelia bereit, doch sein Herz ist bereits anderweitig vergraben.
Wer dabei an gewisse Parallelen aus realen Königshäusern denkt, wird damit gar
nicht mal so falsch liegen im Übrigen, denn als Autorin macht Clare seit jeher
wenig Hehl daraus, dass Sie ihre Ideen aus vielfältigen Quellen ableitet und
nicht nur als "Fan" fantastischer Romane, sondern auch als
Betrachterin des Adels und der "bunten Blätter" sicher bestens
informiert.
Doch diese Beziehungskomplikationen sind nur ein Teil der Herausforderungen, die
in London auf Cordelia warten, denn viel gefährlicher als eine andere Frau für
das eigene Herz wäre scharfer Stahl im eigenen Herzen. Und das droht, denn
jemand Unbekanntes beginnt eine kluge, vorausschauende und oft sehr gut
informiert wirkende Jagd auf Schattenjäger. Dass Clare für diese zweite
Buchreihe der "letzten Stunden" ebenfalls die traditionell geprägte
Atmosphäre der "besseren Gesellschaft" Londons zu Anfang des 20.
Jahrhunderts wählt und dabei vor allem ihre weiblichen Protagonisten im
Scheinwerfer der Geschichte bestens ausleuchtet, deutet dann auch darauf hin,
dass hier die "weiblichen" Kräfte und Sichtweisen auf die Welt den
Ablauf prägen.
Wie es eben immer noch auch eine besondere Würze mit sich bringt, wenn durchaus
attraktive und feminine Frauen "ihren Mann" im Kampf gegen dunkle
Mächte stehen und dabei ganz eigene Fähigkeiten in die Kämpfe und
hintergründigen Strategien mit einzubringen. Was ein sehr breit angelegter
zweiter Band der neuen Trilogie mit gut 750 Seiten allerdings so manches Mal zu
breit und mit Längen erzählt, so dass manches mal die Atmosphäre und die
genutzten Bilder wichtiger zu sein scheinen, als der Fortgang der Handlung
selbst.
So kann man als Leser einerseits durchaus "versinken" in den vielen
Zweigen der Handlung, findet immer wieder dann genug Spannung und Tempo wieder,
um neugierig auf den weiterten Verlauf zu entfalten, wird allerdings hier und da
doch zu detailliert mit Kleidung, Einrichtungen und Lokalkolorit überflutet,
was einen hier und da in Versuchung bringt, doch einige einen zu
überblatten.
Zum Ende hin aber zieht dann durchaus Tempo und Spannung an, die muntere Truppe
der Schattenjäger Lust einerseits in der "Buddy-Welt" des Romans
mehrere Male auch Schmunzeln aus, ohne jedoch die Gefahren zu verballhornen und
zu sehr einem Happy End verpflichtet zu sein. Überraschende Wendungen gerade im
letzten Teil des Romans sorgen immer wieder für Konzentration und neue
Ausrichtungen des Erzählfadens.
Fazit
Das alles legt Clare wie gewohnt in eher einfacher, dafür aber sehr fließender
Sprache vor und versteht es durchaus, den Leser weiter für das
"Schattenjäger-Universum" einzunehmen. Auch wenn die breite Form der
Erzählung einiges an Geduld bei der Lektüre vor allem im ersten Drittel des
Romans voraussetzt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 15. Oktober 2021 2021-10-15 14:40:15