Freuden und Leiden einer Gouvernante
"Alle wahren Geschichten enthalten eine Lehre, … ob dies auf meine
Geschichte zutrifft oder nicht, … die Welt möge selbst urteilen." So
beginnt Anne Brontès Debütroman "Agnes Grey". Wie ihre Schwestern
Charlotte und Emily Bronte veröffentlichte sie das Buch 1847 unter ihrem
männlichen Pseudonym Acton Bell, da Frauen damals als Autorinnen nicht ernst
genommen wurden. Mit stark autobiographischen Zügen beschreibt die Autorin in
Tagebuchform in einem leichten, unterhaltsamen Erzählstil ihre Erfahrungen als
Gouvernante, die wilde und verwöhnte Kinder erziehen soll. Erschwert wird die
Aufgabe durch überhebliche und uneinsichtige Einstellungen der Eltern. Zu allem
Unglück bleibt auch eine Verliebtheit in Pfarrer Weston unerfüllt. Eine Wende
in ihr Leben bringt der Tod ihres Vaters.
Agnes Grey und ihre Mutter beschließen, eine Schule zu gründen. Sie gibt ihre
Tätigkeit als Gouvernante auf und zieht zu ihrer Mutter. Mit großem Eifer und
Zuversicht beginnt sie ihr neues Leben, das ihr viel Freude macht. Während
eines Spazierganges trifft sie zufällig Mr. Weston. Beide freuen sich über ihr
Zusammentreffen. Schließlich heiraten sie und werden eine glückliche Familie.
Die Autorin gibt neben den anspruchvollen Aufgaben einer Gouvernante, Einblicke
in das Gesellschaftsleben des 19. Jahrhunderts im viktorianischen England.
Feinfühlig wird dem Leser beschrieben, mit welch ungeheurer Ignoranz und
Mißachtung die höheren Gesellschaftsschichten mit der arbeitenden Klasse
umgingen. Das Buch ist geprägt von moralischen Einstellungen, Demut und
Bescheidenheit, basierend auf einem tiefem religiösen Glauben.
Die britische Schriftstellerin Anne Bronte wurde 1820 in Thornton, Yorkshire,
geboren. Als jüngstes Kind hatte sie noch fünf Geschwister, darunter Charlotte
und Emily Bronte. Um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, arbeitete sie
von 1839 – 1845 als Gouvernante. Ihr eigentliches Metier war das Schreiben.
Neben 21 Gedichten schrieb sie zwei Romane: "Agnes Grey" und "
Die Herrin von Wildfell Hall". In "Agnes Grey" werden
überwiegend ihre Erlebnisse während ihrer Tätigkeit als Gouvernante
verarbeitet. Autobiographische Elemente und Ansichten über Religion und Moral
sind in beiden Werken enthalten. Am 28.05.1849 starb Anne Bront an Tuberkulose
in Scarborough; am 30.05.1849 wurde sie in Scarborough auf dem Friedhof von St.
Marx auf dem Castle Hall beerdigt.
Fazit
Fazit: Ein großartiger Roman für Menschen, die interessiert sind an den Sorgen
und Nöten einer Gouvernante im streng puritanischen England des 19.
Jahrhunderts.
Vorgeschlagen von Heike Jaschhof
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veröffentlicht am 14. Oktober 2021 2021-10-14 09:42:05