Die amtierende Bundeskanzlerin Margot Heinkel kündigt nach mehreren schlechten
Wahlergebnissen ihrer Partei an, sich aus der Politik zurückziehen. Sie gibt
das Amt der Parteichefin auf und will zudem, nicht für eine weitere Amtszeit
als Kanzlerin zu kandidieren. Im politischen Berlin schlägt diese Nachricht wie
eine Bombe ein. Sofort beginnen parteiinterne Ränkespiele, um die Nachfolge.
Welche Rolle spielt dabei der bayrische Ministerpräsident Maxim Holder? Hat er
wirkliche Ambitionen und viel wichtiger: Hat er eine reelle Chance? Mittendrin
steckt auch der Reporter Jan Gaspard, der zusammen mit Klaus Ludwig Bechtel,
einem der engsten Vertrauten der Bundeskanzlerin, alle Parteiseiten zu
bedienen.
Manch ein Leser der Rezension wird sich nach der Inhaltsangabe verwundert die
Augen reiben. Die Story kommt einem aus dem tatsächlichen Leben verdammt
bekannt vor. Und der Name Jan Gaspard … War da nicht was? Ja, Jan Gaspard ist
der Schöpfer der Hörspielserie "Offenbarung 23". Mit "Der
Schlüssel der Macht" legt er jetzt eine neue Hörspielserie vor, die sich
intensiv mit dem politischen Tagesgeschäft beschäftigen soll. Gaspard, der im
wirklichen Leben als politischer Journalist durchaus Zugang zu den Kreisen hat,
die hier eine Rolle spielen, hat das sehr geschickt gemacht. Obwohl man die
Figuren konkret dem politischen Betrieb zuordnen kann, bliebt es eine
Geschichte. Doch wo "Offenbarung 23" oft ins Mystische abgleitet, vage
ist oder gar esoterisch wird, bleibt Jan Gaspard hier eher bei den Fakten und
nennt Ross und Reiter. Gleichwohl fiktive Figuren agieren, erkennt man alle
Winkelzüge der jüngeren deutschen Politik wieder. Und man versteht vielleicht,
wie es eine deutsche Politikerin an die Spitze des europäischen Parlaments
verschafft hat.
Das alles ist sehr spannend und anschaulich dargestellt. Wo "Offenbarung
23" in letzter Zeit oft über das Zitieren von Wikipedia-Artikeln nicht
hinaus kommt, kommen die Dialoge hier auf den Punkt und klingen stellenweise
beängstigend realistisch. Sehr amüsant sind zwei gelungene Gastauftritte: Kai
Sieckmann, seines Zeichens Chefredakteuer einer großen deutschen Tageszeitung
spielt auch in "Offenbarung 23" eine Rolle. Und die dortige Hauptfigur
Georg Brand hat hier einen kurzen Auftritt. So verschmelzen beide Serien zu
einem Kosmos.
Akustisch liegt das Augenmerk eher bei den Sprechern. Und diese sind gut
ausgewählt. Tom Jacobs spricht Jan Gaspard und stellt den Journalisten sehr
überzeugend da. Andreas Gröber kann als bayrischer Ministerpräsident Maxim
Holder punkten und Hans-Eckart Eckhardt brilliert in der Rolle des
Kanzlerinnen-Vertrauten Klaus Ludwig Bechtel. Ansonsten hält sich die
Geräuschkulisse zurück, ist aber durchaus Orient, wenn es darauf ankommt.
Fazit
Obwohl es ein paar Parallelen zu "Offenbarung 23" gibt, ist "Die
Schlüssel der Macht" anders. Mit "Lasst die Spiele beginnen"
gibt es eine überaus gelungene erste Folge, deren Titel nicht passender hätte
sein können. Ein Auftakt, der richtig viel Spaß macht und der den Hörer mit
hinter die Kulissen des politischen Berlins nimmt. Vorerst sind vier Folgen
geplant und wenn die restlichen drei sich ebenfalls auf diesem Niveau bewegen,
darf die Serie gerne weiterlaufen. Stoff genug gibt es ja.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 25. September 2021 2021-09-25 18:25:33