Wenn man es in so vielen Romanen immer wieder mit Gangstern und Serienmördern
zu tun bekommt, ist die knisternde Spannung in »Die langen Abende« von
Elizabeth Strout eine angenehme Abwechslung.
»Die langen Abende« erzählt viele Geschichten aus dem alltäglichen Leben in
einer Kleinstadt im Osten der USA. Elizabeth Stroud schafft es hervorragend, die
Gedanken und Gefühle ihrer Figuren zu beschreiben. Sie ist so nah dran, dass
jeder Leser etwas in und an den Figuren entdeckt, was auch auf seine eigene
Familie zutrifft.
Geht es um die beiden Protagonisten oliv und Jack, die beide vor wenigen Monaten
bzw Jahren ihre Ehepartner verloren haben. In ihrem kleinen Örtchen Crosby
Maine haben sie sich kennengelernt, freunden sich an, beginnen sich zu lieben.
Natürlich geht das nicht ohne Streit und Konflikt. Aber beide fühlen sich von
ihren Familien, das heißt ihren Kindern, im Stich gelassen. Sie fühlen sich
einsam und finden deshalb umso weniger zusammen einander.
Leben von Olive und Jack läuft in gemeinsam und in getrennten Kapiteln ab. Sie
denken viel darüber nach, wie das Leben richtig gemeistert haben, ob ihre Ehe
und die Erziehung der Kinder richtig gelaufen war. Vielleicht haben Sie ja auch
aus falscher Loyalität zu lange zu ihrem ersten Ehepartner gestanden?
Sehr einfühlsam beschreibt Elizabeth strout die Gefühlswelt ihrer Figuren.
Dabei dreht es sich nicht ausschließlich um die beiden Protagonisten. Der Leser
lernt einen ganzen Mikrokosmos einer Kleinstadt eine kaktenen und kann dem
Schluss gelangen: Die an, denen geht es auch nicht anders. Mich verblüfft dabei
immer wieder, dass die Gefühle und die Ansichten der Menschen auf jedem Punkt
der Erde offenbar sehr ähnlich sind. Dass es sich bei diesem Roman um einen
amerikanischen handelt, ist nur dem Lokalkolorit der Kleinstadt zu entnehmen dem
Verhalten der Figuren.
Fazit
»Die langen Abende« ist ein Roman, den man in vollen Zügen genießen kann,
ohne dass dabei der Humor auf der Strecke bleibt. Ich mag ihn sehr. Er hatte
mich nach den ersten Sätzen an die Romane »Die Korrekturen« von Jonathan
Franzen und »Diese alte Sehnsucht« Richard Russo erinnert, die ich ebenfalls
schon auf meinem Blog besprochen habe.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 12. August 2021 2021-08-12 11:42:03